Erfurt. Auch Yoko Onos musikalische Projekte waren meist von Avantgarde-Kunst und Experiment geprägt. Andere Künstler würdigen ihre Songs immer wieder per Remix. Christian Werner über das Album „Yes, I’m a Witch“.

Songs von Yoko Ono werden immer wieder gecovert. Erst Ende 2022: Andy Bell (Oasis, Beady Eye und Ride) spielte eine neue Version von „Listen, the Snow is falling“ ein. Einst war der Track die B-Seite der Single „Give Peace a Chance“.

Die Witwe von John Lennon ist längst nicht mehr als eben nur diese bekannt. Selbst die Mär, dass sich wegen ihr die Beatles getrennt haben sollen, ist dank differenzierterer Geschichtsschreibung widerlegt.

Onos musikalische Projekte hatten ein Leben vor den Beatles

Was gern vergessen wird: Die Frau, die am Samstag 90 Jahre alt geworden ist, war bereits vor der Liaison mit dem Beatle eine gestandene Künstlerin. Wer 2013 ihre Retrospektive in der Frankfurter Schirn sehen oder vielmehr erleben durfte, weiß, wie beeindruckend dieses Lebenswerk ist – auch ohne Musik.

Selbst ihre musikalischen Projekte hatten ein Leben vor den Beatles: Anfang der Sechziger suchte sie den Kontakt zu Vertretern der Neuen Musik und begleitete John Cage auf Tournee. Dass ihre Songs oft experimenteller als die Solo-Werke ihres berühmten Mannes waren und ihre Stimme nicht immer den Hörgewohnheiten von Pop-Fans schmeichelten, war der Breitenwirkung ihrer Musik weniger zuträglich.

Das Cover des Albums „Yes, I'm a Witch“ von Yoko Ono und diversen Künstlern.
Das Cover des Albums „Yes, I'm a Witch“ von Yoko Ono und diversen Künstlern. © Astralwerks/EMI

Seit den Nullerjahren jedoch wollen Kollegen wie die Pet Shop Boys den Einfluss von Yoko Ono auch mit Reichweite unterlegen, indem sie ihre Songs remixen. Eine Remix-Offensive startete 2007 sogar mit zwei Alben. Eines davon ist „Yes, I’m a Witch“ (Ja, ich bin eine Hexe).

Neueinspielungen zu Onos Original-Gesang

Die Songs sind Neueinspielungen, zu den Spuren von Onos Original-Gesang und von ihr kuratiert. Die DJ-Projekte dürfen nicht fehlen: Blow Up etwa remixen „Every Man has a Woman who loves him“, das zu „Everyman… Everywoman...“ wird.

Lesen Sie auch: Beatles-Album "Revolver": So klingt die Neuauflage der oft unterschätzten Platte

Doch „Yes, I’m a Witch“ schielt nicht nur auf den Dancefloor. The Apples in Stereo oder Porcupine Tree arrangieren in ihren Öko-Systemen und schaffen Versionen, die zwar nicht Avantgarde, aber zugänglich sind.

Improvisation von Yoko Ono und John Lennon

Mit Cat Power singt Ono „Revelations”, Ahnoni, der noch als Antony and the Johnsons firmiert, und die Flaming Lips passen perfekt zum Projekt. Letztere erneuern die erste Improvisation von Ono und John Lennon: „Cambridge 1969/2007“.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ein weiteres Remix-Album („Open the Box”) folgte nur zwei Monate, die Fortsetzung „Yes, I’m a Witch too” knapp zehn Jahre später. Die Sonnenbrille, Onos Markenzeichen, die die Künstlerin auf dem Original-Cover trägt, schlägt die von U2-Sänger Bono aus seiner „Achtung Baby“-Phase um Längen.

Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor.

Lesen Sie auch: Peter Jacksons Beatles-Doku: Wenn John Lennon mit Yoko Ono Walzer tanzt