Jena. Ein Inselplatz-Bewohner hat einen Abend für zwei Personen mit Jenas OB Thomas Nitzsche ersteigert – plötzlich sollten bis zu 400 Leute kommen. Und das hat einen ganz bestimmten Grund.

Ein Bewohner des alternativen Wohnprojektes „Insel“ am Inselplatzes hatte für einen guten Zweck ein Essen mit dem Jenaer Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) ersteigert. Nun soll der eigentlich auf zwei Gäste beschränkte Abend einen deutlich größeren Teilnehmerkreis bekommen: Die Südkurve des FC Carl Zeiss Jena, das Geburtshaus, das Café Wagner und Freunde des ehemaligen Wagenplatz in Jena-Löbstedt sollen auch mit Thomas Nitzsche speisen. Gerechnet wird mit maximal 400 Besuchern.

Die Seite mit der inzwischen beendeten Ebay-Auktion. Foto: Thomas Beier
Die Seite mit der inzwischen beendeten Ebay-Auktion. Foto: Thomas Beier © zgt

„Wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir allein zu wenig Gehör finden und weil uns die Probleme der ehrenamtlich tätigen Bürger in Jena vereinen. Man pfeift zu oft, zu viel und zu lange auf uns“, schrieb Insel-Bewohner Clemens Leder der Zeitung. 397 Euro hat er für den Abend mit Thomas Nitzsche bezahlt. Der Startpreis lag bei 50 Euro.

Rathaussprecher Kristian Philler teilte der Zeitung mit, dass der OB wie vereinbart zu dem ersteigerten Termin am Mittwoch gehen werde. Ausgemacht sei aber ein Essen für zwei Personen in einem vertraulichen, gaststättenüblichen Rahmen. Geplanter Ort sei das Paradiescafé. Da könnten an den anderen Tischen natürlich auch andere Gäste sitzen. Eine Veranstaltung, die einem Tribunal ähnele, sei nicht der Inhalt der Versteigerung gewesen.

Ersteigerer Clemens Leder kündigte für den morgigen Mittwoch, 18.30 Uhr, eine Veranstaltung im F-Haus an und wollte einen Koch mitbringen. Über das Saal-Mikro sollten Gäste interaktiv kommunizieren können. Das Essen mit drei Stühlen wurde in sozialen Netzwerken als „Das große Nitzsche Essen“ und „Gesprächsshow“ beworben. In einer späteren Ankündigung tauchte der Name Thomas Nitzsche aber nicht mehr im Zusammenhang mit der Veranstaltung im F-Haus auf.

Die Südkurve des FC Carl Zeiss Jena soll beim Stadionneubau in den Norden umziehen und will das nicht. Foto: Tino Zippel
Die Südkurve des FC Carl Zeiss Jena soll beim Stadionneubau in den Norden umziehen und will das nicht. Foto: Tino Zippel © zgt

Kristian Philler sagt, dass es jedem Bürger frei stehe, sich einen Termin beim Oberbürgermeister geben zu lassen. Dafür seien vor allem die Bürgersprechtage gedacht. Hierfür genüge eine kurze schriftliche Anmeldung per E-Mail, Post oder Fax. Und da gebe es in den nächsten Monaten durchaus noch freie Termine.

Das Abendessen mit dem Oberbürgermeister wurde von der Bürgerstiftung versteigert. Gelegenheitsgeber war Thomas Nitzsche selbst, der das Essen für zwei Personen auch bezahlen will. Schon seit 2005 organisiert die Bürgerstiftung ihre Versteigerung der „unbezahlbaren Gelegenheiten“.

In Zusammenarbeit mit Jenaer Unternehmen, aber auch Privatpersonen oder Organisationen werden einmalige Erlebnisse geschaffen, welche dann für einen guten Zweck versteigert werden. Da gab es zum Beispiel schon ein Backstage-­Erlebnis bei Clueso, Marmeladekochen mit der (mittlerweile ehemaligen) Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht oder eine Übernachtung im Möbelhaus.

Das Geburtshaus muss am Zeiss - platz raus, weil das Optische Museum wächst. Foto: Michael Groß
Das Geburtshaus muss am Zeiss - platz raus, weil das Optische Museum wächst. Foto: Michael Groß © zgt

Im Kleingedruckten zu der Thomas-Nitzsche-Auktion hieß es bei Ebay: „Soweit der Vertrag mit einem Bieter zum Abschluss kommt, ist der Gelegenheitsgeber verpflichtet, diese Dienstleistung zu einem gemeinsam festzulegenden Termin zu erbringen.“

Insofern es hierüber zu Streit kommt, bestünde auch die Möglichkeit, den Kundenservice von Ebay einzuschalten, um „unangemessene Forderungen“ abzuwehren.