Ulrichswalde/Saale-Holzland-Kreis. Emil und Maren Rinckens haben sich in Ulrichswalde bei Stadtroda ihr ganz persönliches Paradies geschaffen

20 Gärten im Saale-Holzland-Kreis waren gestern anlässlich der beliebten Veranstaltung „Open Gardens“ für Besucher geöffnet. Darunter auch der Junkerhof von Maren und Emil Rinckens – ein herrliches Fleckchen Erde im Weiler Ulrichs­walde bei Stadtroda.

Der Junkerhof von Maren und Emil Rinckens in Ulrichswalde (einem Ortsteil von Tissa) kann auch in diesem Jahr am Tag der offenen Gärten im Saale-Holzland-Kreis besichtigt werden. Foto: Ute Flamich
Der Junkerhof von Maren und Emil Rinckens in Ulrichswalde (einem Ortsteil von Tissa) kann auch in diesem Jahr am Tag der offenen Gärten im Saale-Holzland-Kreis besichtigt werden. Foto: Ute Flamich © zgt

2018 hatte das Paar zum ­ersten Mal an der Veranstaltung teilgenommen. „Ich glaube, es waren sogar noch mehr Interessierte da als letztes Jahr. Von ­etwa 10.30 bis kurz nach 17 Uhr war der Garten voll“, sagte Maren Rinckens. „Es war eine sehr schöne Atmosphäre, ich habe gute Gespräche geführt mit sehr freundlichen Leuten. Wie es früher mal hier aussah, wer den Garten geplant hat, wer die ganze Arbeit macht und wie viele Gärtner wir haben, das waren vielleicht die am häufigsten gestellten Fragen“, sagte sie.

Der Junkerhof in Ulrichswalde hat einst Rudolf Paul (1893-1978) gehört. Er war Jurist und zunächst Politiker der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), später der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). 1945 war Paul wenige Monate Oberbürgermeister der Stadt Gera, bevor er noch im selben Jahr zum Landespräsidenten von Thüringen gewählt und schließlich zum Ministerpräsidenten ernannt wurde. Bis Ende Oktober 1947 füllte er das Amt aus.

Von Nachkommen Rudolf Pauls haben Emil und Maren Rinckens vor 23 Jahren das Objekt mit dem großen Garten gekauft. „Das war jugendlicher Leichtsinn. Mein Mann und ich waren damals beide noch Studenten der Rechtswissenschaften“, sagt die 49-Jährige. Ihr sind Garten, Blumen und Pflanzen „total wichtig“. „Ich bin im Garten aufgewachsen. Der Garten ist mein Hobby, die Arbeit macht mir Spaß und gibt mir innere Ruhe. Ich bin fast immer im Garten, es sei denn, ich streiche Wände“, sagt sie und schmunzelt.

Damals, als die junge Familie den Junkerhof übernahm, sei die Fläche eine einzige Brennnesselwüste gewesen. Ein Schreber- und ein Gemüsegarten waren vorhanden – es fehlte an Struktur. „Mein Mann und ich lieben englische Gärten. Früher sind wir oft nach England gefahren und haben uns Gärten angeschaut.“ Heute haben Emil und Maren Rinckens ihre Idee von einer Ideallandschaft erschaffen und leben gemeinsam mit den drei Kindern und der 14 Jahre alten Jagdhündin Dunja ihren Gartentraum in Ulrichswalde. „Es ist nicht lange her, da haben wir einen ganz alten Gartenplan wiedergefunden. Den haben mein Mann und ich mal aus Spaß erstellt, als wir das Objekt erworben hatten. Es ist tatsächlich ähnlich geworden.“

Ohne schwere Technik wie Bagger und Radlader wäre das Großprojekt jedoch kaum realisierbar gewesen. „Zum Glück ist Baggern für meinen Mann absolute Meditation. Er hat unseren Garten terrassiert.“ Jeden einzelnen Stein der teilweise mit Buchsbäumen gesäumten Sandsteinterrassen hat die Familie selbst gelegt. Die Steine stammen vom Grundstück oder sind zugekauft worden. Wichtig beim Anlegen des Gartens war Emil und Maren Rinckens, dass es aussieht, als ob natürliche Steinadern den Garten durchziehen. Blickt man im Garten von unten die Schräge hinauf, eröffnet sich einem eine grüne Arena mit zwei Teichen in der Mitte. Unzählige Stauden haben auf dem Areal einen Platz ­bekommen. „Früher habe ich mir Pflanzen meist einzeln zugekauft. Heute erwerbe ich sie fast nur noch in großer Stückzahl. Denn irgendwann wird das Gesamtbild zu kleinteilig, das sieht nicht schön aus.“

Der Junkerhof von Maren und Emil Rinckens in Ulrichswalde (einem Ortsteil von Tissa) kann auch in diesem Jahr am Tag der offenen Gärten im Saale-Holzland-Kreis besichtigt werden. .  Foto: Ute Flamich
Der Junkerhof von Maren und Emil Rinckens in Ulrichswalde (einem Ortsteil von Tissa) kann auch in diesem Jahr am Tag der offenen Gärten im Saale-Holzland-Kreis besichtigt werden. .  Foto: Ute Flamich © zgt

Ein Bewässerungssystem gibt es im Junkerhof-Garten nicht. „Ich gieße nur, wenn ich pflanze“, sagt Maren Rinckens. Große Verluste habe sie dennoch nicht. Auch im vergangenen Jahr, das sehr warm und trocken war, habe sie nur einen Baum verloren. Ursache dafür müsse aber nicht die Trockenheit, sondern könne auch die Wühlmaus gewesen sein, sagt sie. „Aber der Klimawandel ist da. Früher war es in unserem Garten wesentlich nasser. Da wäre es nicht möglich gewesen, mit knöchelhohen Leinenschuhen an die Arbeit zu gehen, wie ich es heute mache. Auch der Wald ist deutlich trockener als noch vor Jahren.“

Besucher kommen gern zum Junkerhof – vor allem auch tierische. Der Fuchs läuft öfter mal durch den Garten, ebenso Rehe. „Rehe hatten wir früher allerdings mehr. Ein Reh mochte ­besonders unsere rosafarbenen Rosen.“ Ein Paradies für Vögel ist der Garten auch. „Es sind deutlich mehr Vögel geworden. Sie freuen sich über die vielen Hecken auf dem Grundstück“, sagt Maren Rinckens.

Sie selbst hat verschiedene Lieblingsplätze in ihrer grünen Oase. Am Abend sitzt sie gern mit Familienmitgliedern an der Feuerstelle. Zum Kaffeetrinken steht in der Nähe des Hauses ein Tisch mit Stühlen. Nicht missen möchte sie ihre Mittagsschlafliege im Grünen. Eine halbe Stunde gönnt sie sich täglich, vor allem zur Entlastung des Rückens. Gesellschaft leistet ihr dabei Hundedame Dunja. Unter der Liege ihres Frauchens macht es sich die Seniorin der Rasse Drahthaar Vizsla dann bequem – und schnarcht zufrieden vor sich hin.

Ist an einer Ecke des Gartens etwas geschafft, steht das nächste Projekt andernorts bereits an. Zumal es sich ergeben hat, dass die Familie im Laufe der Zeit weitere Flächen und Gebäude, die an ihr bisheriges Grundstück grenzten, erwarb. „Der Junkerhof ist zu unserem Lebensprojekt geworden“, sagt Maren Rinckens. „Es ist ein Traum. Wir ­haben uns das nicht bewusst vorgenommen, es ist einfach so gewachsen.“