Rudolstadt. Mal Hand auf Herz: Würden Sie in einer Gaststätte Eintritt bezahlen? Nein, keinen Verzehrgutschein sondern einen Obolus, um an die Speisekarte zu kommen? Wer am Wochenende bei zweiten Street Food Festival auf der Rudolstädter Bleichwiese war, weiß, wovon die Rede ist.

Doch Preisdebatten sind müßig, zu fast allem im Leben gehören nämlich zwei. Und sind wir ehrlich, eine solche Fülle eigenartiger Speiseangebote, dafür müsste man schon in eine größere Metropole fahren und das Ticket gibt es schließlich auch nicht für lau.

Und es dürften Tausende gewesen sein, die an den drei Tagen auf des Rudolstädters liebsten Partyplatz an der Bleichwiese gekommen sind.

Das Besondere: Während sonst das Essen mal mehr mal weniger wichtiger Teil eines Festes gibt, stehen beim Streetfood-Festival die Gaumenfreuden im Mittelpunkt und außerdem fast nichts sonst.

Wer sich da nicht einen wild knurrenden Magen angespart hatte, kam zumindest dann schnell an seine Grenzen, wenn er Expertimentierfreude im Gepäck hatte.

Ebenso, wie eine Musterhausausstellung einen schnell an die Grenze seiner Phantasie-Vielfalt bringt, können nicht viele, nach dem ersten Bürger noch einen zweiten essen. Und wenn er noch so exotisch aussieht.

Immerhin, ein Schäufelchen Mehlwürmer oder Heuschrecken, fein abgeschmeckt, eine dieser mit flüssigem Stickstoff hergestellten Eisspezialitäten oder irgendeine süße Kaloriensünde könnte man sich als Drei-Gang-Menü mit dem Versprechen erkaufen, dafür den Rest des Wochenendes als Ausgleich zu fasten.

Und so liefen dann auch viele Gäste mit mehr vor Erstaunen, aber weniger vor Hunger offenen Mündern durch den großen Kreis auf der Bleichwiese und bereuten, nicht zuerst einen unverbindlichen Appetitsrundgang unternommen zu haben.

Ein Hauch von Weltstadtflair lag über der Saaleaue, allein die Kreativität der Mobile, in denen die Spezialitäten zubereitet und kredenzt wurden, war eigentlich schon den Eintritt wert. Also unterm Strich ein großes Fest der Gaumenfreude, dem zu wünschen ist, dass allzeit genügend Kreative und genügend Käufer zueinander finden. Auch und gerade in der Thüringer Provinz.