Erfurt. Bis zur Fußball-EM soll deutschlandweit ein Netz von Notfall-Depots für Medizin-Material entstehen. In Thüringen gibt es inzwischen zwei solcher Lager.

Haben sie sich auch schon einmal gefragt, was beispielsweise nach einer Naturkatastrophe passiert, wenn viele Verletze in kurzer Zeit ins Krankenhaus eingeliefert werden? Gibt es genügend Medikamente, Verbände, Spritzen, sterile Handschuhe, genug Ärzte, Pflegepersonal, ausreichend Platz? Diese Fragen beschäftigen die Leitung und die sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Helios-Klinikum in Erfurt. Die Antwort soll eine Vereinbarung liefern, die nun mit dem Bund getroffen wurde.

Deutschlandweit sollen bis zur Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr 50 Sanitätsmaterial-Lager eingerichtet werden. Thüringen war bei diesen Vorbereitungen bis 2022 ein weißer Fleck. Offenbar scheuten Krankenhäuser im Freistaat Aufwand. Inzwischen gibt es zwei solcher Lager, eines in der Region Saalfeld und eines am Helios-Klinikum in Erfurt. Über ein drittes Depot in Südthüringen wird noch verhandelt, ist aus dem Innenministerium zu erfahren.

Im Notfall schaltet die Klinik den Betrieb um

der Bund gibt vor, welche Medikamenten und Gebrauchsmaterialien in den Lagern vorgehalten werden müssen. Deutschland will auch medizinisch besser vorbereitet sein, egal ob auf Naturkatastrophen, Terroranschläge, Amoktaten oder für den Fall der Landesverteidigung.

Am Helios-Klinikum gilt das auch für das Notfallzentrum. Das Vorgehen für Krisensituationen ist genau festgelegt. Es müsse quasi nur der Schalter umgelegt werden und der Ablauf werde den Anforderungen entsprechend organisiert, erklärt Chefarzt Felix Lorang.

„Unsere Notaufnahme ist an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden geöffnet“, versicherte am Freitag der ärztliche Direktor des Klinikums, Heinrich Groesdonk gegenüber Innenminister Georg Maier (SPD). Der informierte sich vor Ort über das Sanitätsmaterial-Lager und die Arbeit in der Notaufnahme. „’Geht nicht’ gibt es bei uns nicht“, sagt der Klinikchef, der selber eine Notarztausbildung hat.

Klinik-Apotheke verwaltet die Medikamenten-Reserve

Das Material und die Medikamente für das Lager bezahlt der Bund. Der logistische und personelle Aufwand werde hingegen eher symbolisch unterstützt, erläutert der Chef dem Minister. Das Helios-Klinikum hat die für Notfälle eingelagerten Medikamente in den Bestand der Klinik-Apotheke mit aufgenommen. Deren Chef, Dominic Fenske, sagt: „Wir haben dafür eine Apotheke innerhalb der Apotheke gebildet.“ Die Notfall-Medikamente lagern in separaten Räumen, die Apotheke achte aber darauf, dass Präparate ein halbes Jahr vor Ablauf ihrer Haltbarkeit im Krankenhausbetrieb mitgenutzt, die Notreserven nachbestellt werden.

In einem der Räume sind 1600 Liter Infusionslösung auf Paletten gestapelt, im Notfall ausreichend für 100 Patienten über einen Zeitraum von drei Tagen. In einem weiteren Lager werden unter anderem OP-Masken, sterile Handschuhe, Verbände und vieles weitere aufbewahrt. Für den Transport sind Medikamente und Material bereits auf Paletten oder in Transportboxen konfektioniert. Im Ernstfall muss es schnell gehen.

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