Bad Frankenhausen. Der Kyffhäuser bekommt mit Hilfe der Archäologie weitere Details seiner Geschichte zurück. Mauern und Funde belegen etliche Bauphasen.

Archäologen haben in der Vorbereitung von Umbaumaßnahmen auf dem Kyffhäuser (Kyffhäuserkreis) die Überreste einer Jahrhunderte alten Burgkapelle entdeckt. „Das ist tatsächlich mal eine Sensation und grenzt fast an ein Wunder, zumal der Denkmalbau und Grabungen der Nazizeit 1937/38 große Teile der Substanz zerstörten“, sagte Grabungsleiter Holger Grönwald vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie/Gebietsreferat Nord. „Das Bauwerk aus der Salierzeit im ausgehenden 11. Jahrhundert unter Heinrich IV. war völlig unbekannt.“

Weitere Gebäude und Mauerzüge konnten nachgewiesen werden

Grönwald meinte: „Fundamente mit beeindruckendem Quadermauerwerk umreißen den rechteckigen Bau.“ Sie gäben noch den Ansatz des Chors zu erkennen. Zudem konnten im angrenzenden Burgareal weitere Gebäude und Mauerzüge wie Stichmauern und eine ältere Ringmauer nachgewiesen werden. „Es gab in der Geschichte der Kyffhäuserburg mehrere Bauphasen. Etliche Gebäude wurden überbaut“, sagte Grönwald. Die Funde zeigten ein kontinuierliches Wachsen der gesamten Anlage. „Möglicherweise gab es zu einer ersten Burg auch eine Gegenburg. Daraus ist dann in der Hand einer Herrschaft ein geschlossenes Gebilde zusammengewachsen“, meinte der Archäologe.

Historisch bisher ein unbeschriebenes Blatt

In den jüngsten erhaltenen Bauphasen des 14. Jahrhunderts und frühen 15. Jahrhunderts seien ein Heizraum für eine Umluftheizung erkennbar. „Gefunden wurden die üblichen Keramikscherben, Knochen von Speiseabfällen sowie unter anderem ein Buchschließen-Fragment, Glasringe, die an Bechern als Dekor angebracht waren oder etwa eine Schöpfkelle.“ Der Kyffhäuser bekomme durch die Archäologie einen Teil seiner Geschichte zurück, sagte Grönwald. „Bis auf die überlieferte Eroberung 1118 mangelt es an Quellen – weshalb er historisch ein unbeschriebenes Blatt ist. Jetzt gibt es aber etwas, was die Kyffhäuser-Stiftung als Auftraggeber zeigen und erzählen kann.“ Die Burg war, repräsentativ aber unwirtlich gelegen, recht früh in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert aufgegeben worden. Große Teile der Anlagen waren da bereits Ruinen.

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