Berlin. Ihre Autoscheiben sind im Winter vereist? Ein ADAC-Experte empfiehlt ein simples Mittel – hat aber auch eine Luxusvariante in petto.

Wer nach simplen Lösungen im Netz sucht, wird immer fündig. In Automobilen-Foren und auf Ratgeber-Websites wimmelt es vor gut gemeinten Tipps zum Selbermischen hausgemachter Frostschutzmittel. Ein altes Hausrezept sieht einen Mix von Brennspiritus oder Ethanol mit herkömmlichem Spritzwasser vor. Je nach Mischverhältnis soll der verdünnte Alkohol gefrorene Scheiben enteisen. Ob Eigenmischungen im Straßenverkehr eine gute Idee sind? Christian Schäfer vom ADAC rät dringend davon ab: „Irgendwelche Hausmittelchen haben nicht in einer Scheibenwaschanlage zu suchen.“

Auto einfach enteisen? Das Netz ist voll gut gemeinter Tipps

Selbstgemischte Tinkturen, ob auf Basis von Essig oder Alkohol, können zwar kurzfristig für freie Scheiben sorgen, gehören nach Meinung von Schäfer aber ganz klar der Vergangenheit an: „Das gab es früher, heute ist das weder empfehlenswert noch günstiger als herkömmliches Enteisungsmittel“. Denn mittelfristig können Essig und Alkohol großen Schaden und hohe Folgekosten verursachen, erklärt der Abteilungsleiter für Mobilität und Technologie beim württembergischen ADAC.

„Schläuche, Rückschlagventile oder Leitungen könnten zuquellen oder mit der Zeit sogar aufgelöst werden.“ Bei Fächerspritzdüsen, wie sie in modernen üblich sind, sei eine in der heimischen Garage angerührte Mischung ohnehin nicht möglich, „weil die sehr schnell verstopft werden“.

Frostschutzmittel wird in das Scheibenwischsystem eines Autos gefüllt. Verwendet werden sollten dafür nur spezielle Substanzen.
Frostschutzmittel wird in das Scheibenwischsystem eines Autos gefüllt. Verwendet werden sollten dafür nur spezielle Substanzen. © picture alliance / Caro | Sorge

Selbst wenn Eigenerzeugnisse kurzfristig zu enteisten Scheiben führen, bedeutet das nicht automatisch eine klare Sicht. Stattdessen können Schlieren auf der Windschutzscheibe entstehen, „die bei winterlich schwierigen Lichtverhältnissen noch schwerer in Gewicht fallen können“, beschreibt Schäfer das Problem.

Wer es besonders eilig und weder Handkratzernoch Frostschutzmittel zur Verfügung hat, zieht womöglich eine weitere vermeintlich schnelle Möglichkeit in Erwägung: heißes Wasser. Doch einen Eimer mit kochendem oder erhitztem Wasser über der Windschutzscheibe auszuschütten, „ist das Schlechteste, was man überhaupt machen kann. Schon ein mikroskopisch kleiner Steinschlag kann bei diesem plötzlichen Temperaturumschwung zum Platzen der Winschutzscheibe führen.“

Zu diesen Frostschutzmitteln gegen vereiste Scheiben rät der ADAC-Experte

Etwas schonender ist bei eisigem Wetter dagegen die Variante mit der Wärmflasche auf dem Armaturenbrett. „Hier ist der Nachteil allerdings, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag steht“, wirft Schäfer ein. Man müsse dafür 20 bis 30 Minuten Vorlauf einplanen, um eine spontane Lösung handelt es sich also nicht – „zumal die Wärmflasche nur zu einer punktuellen Enteisung führen kann.“

Auf der sicheren Seite sei man dagegen mit den vom Autobauer empfohlenen Frostschutzmitteln. „Die werden meist in Fünf-Liter-Gebinden angeboten. Diese Menge sollte einen in normalen Zeiten durch den Winter bringen.“ Mit einem einstelligen Eurobetrag schlage das weniger kostspielig zu Buche als improvisierte Frostschutzmittel, die für Langzeitschäden verantwortlich sein könnten. Für eisige Verhältnisse, rät der Experte zu einem Frostschutzmittel bis -25 Grad, „denn durch den Fahrtwind kann die reale Temperatur auf der Windschutzscheibe locker um zehn Grad sinken.“

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Warnung vor Schäden am Motor: Vermeiden Sie diesen Fehler

Eine Lösung bezeichnet Schäfer als „perfekt für den Autofahrer“. Die Standheizung ist die Luxusvariante der Enteisung. Ist sie bereits im Auto verbaut, sorgt sie nicht nur für einen vorgeheizten Innenraum, sondern für rundum eisfreie Scheiben. Dadurch, dass der Motor vorgewärmt wird, werde zudem der eingesetzte Kraftstoff beim Anfahren wieder kompensiert, „somit verbaucht man unter dem Strich nicht mehr Kraftstoff und stößt auch nicht mehr Emissionen aus“. Vorinstalliert sind solche Standheizungen allerdings zumeist in Oberklasse-Wagen, eine nachträgliche Montage koste „zwischen 1500 und 3000 Euro“.

Wie so oft ist auch bei der Enteisung die Prävention das beste Mittel, findet der Experte. Eine Scheibenabdeckung verhindert den Frost auf der Windschutzscheibe nicht chemisch, sondern physisch. Für unter zehn Euro findet man die klassischen Silberfolien, „die korrekterweise in der Innenseite der Wagentüren eingeklemmt werden können und so das Zufrieren schon vorab verhindern“. Die Frontscheibenabdeckung erfüllt den Temperaturschutz gleich in beiden Extremen. Denn auch im Sommer rät der Experte dazu, grelle Sonneneinstrahlung beim Parken zu verhindern.