Saalfeld. Der 22-jährige Max Schaefer wollte die Zustände an der Thüringen-Klinik öffentlich anprangern. Das tut er nun via OTZ.

Auszubildende, die ihre Berufsschulphase unterbrechen müssen, um die Löcher beim Pflegepersonal zu stopfen. Lehrlinge des ersten Ausbildungsjahres, die Nachtschichten schrubben. Wegen Personalmangel gesperrte Betten, miserable Arbeitsbedingungen und enormer Zeitdruck. Über diese Zustände an den Thüringen-Kliniken Saalfeld-Rudolstadt wollte Max Schaefer zur Kundgebung der Gewerkschaften am 1. Mai auf dem Saalfelder Markt reden. Allein er durfte nicht.

Erteilt hat das Redeverbot der DGB-Kreisvorsitzende Bernhard Hecker. „Wir hatten die Rednerliste im Kreisvorstand abgestimmt. Ich kann nicht jedem das Mikrofon in die Hand drücken, der etwas sagen will“, verteidigt sich Hecker. Er habe beispielsweise bei den Montagsdemos schlechte Erfahrungen mit offenen Mikrofonen gemacht. Manches, was gesagt werde, sei justiziabel und falle auf den DGB als Veranstalter zurück. Und eine Kreisvorstandssitzung konnte er auch nicht vor Ort einberufen.

So ganz unverhofft dürfte das Ansinnen von Max Schaefer allerdings nicht gekommen sein. Dessen Vater Eckhard Schaefer sitzt für die IG BCE im DGB-Kreisvorstand und ist dort Heckers Stellvertreter. Auch er sei vom Redeverbot vor Ort überrascht worden.

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Immerhin vermittelte der Kreischef der Gewerkschaft umgehend ein persönliches Gespräch des Beinahe-Redners mit dem auf dem Markt anwesenden Landrat Marko Wolfram (SPD), der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates der Thüringen-Kliniken ist. Der Auszubildende im zweiten Lehrjahr in der Gesundheits- und Krankenpflege übergab dem Landrat sein Redemanuskript und nahm die Aussicht auf ein weiteres Gespräch gemeinsam mit Gewerkschaft und Betriebsrat mit.

Auf den vier Seiten wendet sich Schaefer, nach seinem Kenntnisstand der einzige Azubi der Klinik, der Mitglied einer Gewerkschaft ist, direkt an den Kommunalpolitiker und fordert ihn auf, für attraktive Arbeits- und Lohnbedingungen zu sorgen, um die Fachkräfte zu halten und genauso zu würdigen, wie es in Jena, Altenburg oder Greiz der Fall sei, wo die Bezahlung nach Tarif im Monat bis zu gut 500 Euro höher ausfalle als beim Haustarif in der kommunalen Thüringen-Klinik. Wolfram solle sich gegen die Sparpolitik des Geschäftsführers einsetzen, die zu Lasten von Mitarbeitern und Patienten gehe.