Erfurt. Laut dem Covid-19-Monitoring der Uni Erfurt fühlen sich immer mehr Thüringer durch die Corona-Krise belastet. Die Impfbereitschaft stieg im Vergleich zu Dezember deutlich.

In Thüringen steigt die Zahl derer, die ihre derzeitige Situation in der Corona-Pandemie als Belastung empfinden. Nach der neuesten Erhebung des Erfurter Covid-19-Monitorings (Cosmo-Studie) gab dies mehr als die Hälfte der Befragten an. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie in Thüringen lesen Sie in unserem Blog

Das Belastungsempfinden sei seit Anfang September in allen Altersgruppen angewachsen, über Weihnachten etwas gesunken und nun wieder gestiegen, so die Forscher, zu denen auch ein Team der Uni Erfurt unter Leitung der Gesundheitsforscherin Cornelia Betsch gehört.

Insbesondere Jüngere fühlten sich besonders belastet, angespannt, ängstlich und einsam. 15 Prozent der Unter-30-Jährigen gaben an, nur manchmal, selten oder nie die Kontaktbeschränkung (max. 1 Person aus einem anderen Haushalt) eingehalten zu haben.

Mehr als jeder Vierte findet die Lockdown-Maßnahmen übertrieben, das sind mehr als zum Jahresende. Die Zahl der Verärgerten stieg sogar von 24 auf 32 Prozent. Das Vertrauen in die Regierung sank weiter auf den tiefsten Wert seit Pandemiebeginn.

Verbundenheit mit Anderen senkt Schutzbereitschaft

Ziel des Gemeinschaftsprojektes der Uni Erfurt, des Robert-Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und weiterer Forschungsinstitute ist es, einen wiederholten Einblick in die psychische Lage der Bevölkerung während der Pandemie zu erhalten.

Dies soll es erleichtern, Kommunikation und Berichterstattung so auszurichten, dass sie der Bevölkerung korrektes, hilfreiches Wissen anbietet sowie Falschinformationen und Aktionismus vorbeugt.

Nach der jüngsten Auswertung vom Jahresbeginn bewegt sich das Risikoempfinden bei vielen weiter auf hohem Niveau. Maske und Abstandhalten werden von 90 Prozent, Händewaschen und Lüften von 80 Prozent der Befragten befolgt.

Menschen, die nicht wüssten, wie Covid-19 übertragen wird, zeigten insgesamt weniger Schutzverhalten. Höhere Verbundenheit zu Anderen wiederum führe zu weniger Abstand oder Masketragen. Auch wer angibt, eher pandemiemüde zu sein, schütze sich und andere weniger.

Homeoffice führt zu mehr Vertrauen in Arbeitgeber

Die Akzeptanz der Schließungen von Geschäften, Schulen oder Kitas variiert je nach Einrichtung. Mit Ausnahme der Hochschulen sprechen sich mindestens ein Drittel der Befragten für ein Ende der Schließungen aus, besonders Krippen und Kitas (41 Prozent) und Förder- und Sonderschulen (39 Prozent) sollten nicht weiter geschlossen bleiben.

Drei Viertel aller Befragten berichteten, wenigstens gelegentlich im Homeoffice zu arbeiten. Jeder Sechste wünscht sich mehr Arbeit im Homeoffice, davon arbeiten fast 90 Prozent überwiegend oder immer beim Arbeitgeber. 8 Prozent wünschen sich weniger oder kein Homeoffice, 10 Prozent davon sind überwiegend im Homeoffice oder zu gleichen Teilen beim Arbeitgeber und im Homeoffice. Nie oder gelegentlich im Homeoffice zu sein, führe allerdings zu deutlich mehr Kontakten mit anderen Personen.

Entsprechend schätzten Personen, die gelegentlich oder immer im Homeoffice sind, ihre generelle Ansteckungswahrscheinlichkeit als geringer ein als Personen, die selten oder nie zu Hause arbeiten. Wer im Homeoffice arbeitet, habe höheres Vertrauen sowohl in den Arbeitgeber, dass er mit der Krise gut und richtig umgeht, als auch in die Regierung. Wer dagegen mehr zu Hause arbeiten möchte, aber nicht darf, vertraut dem Arbeitgeber weniger.

Impfbereitschaft zu Jahresbeginn deutlich gestiegen

Gefragt wurde auch nach der Impfbereitschaft. Mehr als die Hälfte der Befragten würden sich (eher) gegen Covid-19 impfen lassen. Damit ist die Impfbereitschaft seit Anfang Dezember deutlich gestiegen. Das gilt auch für das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen. Als offene Fragen und Hindernisse wurden in einer Sonderbefragung in Thüringen am häufigsten Fragen zu Neben- und Langzeitwirkungen sowie Fragen zur Priorisierung und Organisation genannt.

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