Wort zum Tage: Pastorin Anette Denner über Hoffnung inmitten der Angst

Also, ich bin ja sonst nicht so. Aber gestern hab ich wieder gemerkt, wie viel Respekt ich vor diesem unsichtbaren Virus habe.

Da steh ich am Bankautomaten und frag mich, ob hier so ein Virus steckt. Es riecht desinfiziert, aber vielleicht ist da doch noch was, irgendwo? Ich finde noch eine kleine Plastiktüte in meiner Tasche.

Gut, dass ich die aufgehoben habe. Die stülpe ich mir über die rechte Hand. Dann tippe ich meine Zahlen ein.

Das geht eigentlich ganz gut. Klar werde ich mir danach trotzdem noch die Hände waschen, aber vorher muss ich ja noch meinen Autoschlüssel anfassen...

Wie gesagt, ich bin sonst nicht so übervorsichtig. Jetzt schon. Da ist immer wieder dieses „gespenstige Gefühl“, das ich nie kannte. Ein Misstrauen, das mich hemmt.

Zu Hause fühle ich mich ja sicher, aber in öffentlichen Gebäuden – da kann doch gar nicht alles steril gehalten werden! Es bleibt Aufgabe, sich selbst zu schützen und rücksichtsvoll auf andere zu achten. Darum müssen wir einen Einkaufswagen nutzen, denn, sonst kommst du nicht rein.

Ehrlich, ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass dies jetzt nötig ist. Sonst hatte ich immer nur einen Beutel für mein Stück Butter… Und dann ergreift mich wieder dieses beklemmende Gefühl. Wie frei und unbeschwert war vieles „vor Corona“, scheinbar alles planbar, machbar. Und nun?

Inzwischen wird viel darüber diskutiert, welche Auswirkungen diese Zeit noch haben wird. Und das könnte auch wieder Angst machen…Ich will mich aber nicht von der Angst beherrschen lassen!

Ich will leben, mein Leben gestalten. Selbst unter den gegenwärtigen Bedingungen hab ich doch noch viele Möglichkeiten, meine Lebenszeit sinnerfüllt zu nutzen. Was aber machen, wenn mich Angst einengt?

Jesus hat mal gesagt: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden (Joh.16,33). Mir hilft dieses Bibelwort gerade auch, weil es meine Angst ernst nimmt. Leben ohne Angst gibt es nicht. Das war auch schon vor Corona so.

Jesus sagt diese Worte seinen Freunden zum Abschied. Sie ahnen nicht, dass Jesus Karfreitag sterben wird. Er wird mitten durch die Todesangst hindurch gehen.

Dass in seinem Sterben und Auferstehen Erlösung geschieht, das bedenken wir Christen in diesen Tagen. Das hilft mir hoffen inmitten der Angst.

Anette Denner ist Pastorin des Kirchgemeindeverbands Seebergen.