Stadtroda. Überraschung auf dem Alten Markt: „Vogel-Piep“ verkündet Wiedergeburt einer Brautradition

Die Burschen der Maibaumgesellschaft „Alter Markt“ hatten den 23 Meter hohen Maibaum gestern Nachmittag erst zur Hälfte in die Höhe gedrückt, da wurden die zahlreichen Besucher des Stadtrodaer Maibaumsetzens durch eine Stippvisite von Günter Vogel – in Roda nur unter dem Spitznamen „Vogel-Piep“ bekannt – völlig überrascht.

Saß doch „Vogelpiep“ wie fast auf den Tag genau vor 50 Jahren auf einem alten Framo-Pritschenwagen und ließ sich über das Stadtrodaer Klosterbräu aus. Einziger Unterschied: Vor 50 Jahren hatte der heute 87-Jährige gemeinsam mit vielen Freunden das Klosterbräu zu Grabe getragen, weil die Brauerei wegen der Produktion von alkoholfreien Getränken stillgelegt wurde. Gestern indes feierte er die Wiedergeburt.

„Nicht jeder Mensch hat das Glück nach einer Beerdigung eine Wiederauferstehung zu feiern“, rief Günter Vogel dem Publikum zu und verteilte gemeinsam mit Michelle Exner und Johanna Simon flaschenweise „Stadtrodaer Klosterbräu“.

Eingefädelt hatten den Überraschungs-Gag Wolfram Pienkoss und Frank Winter, die seit wenigen Tagen wieder das gute alte Stadtrodaer Klosterbräu in einer Thüringer Traditionsbrauerei einbrauen lassen und in der Region vermarkten und verkaufen.

Ansonsten nahm das 67. Maibaumsetzen in Stadtroda seine gewohnte Bahn. Frühmorgens hatten die Burschen im Beckertal die Fichte gefällt, wobei auch diesmal wieder die Spitze abbrach. „Das ist normal, weil die Bäume schon im Saft stehen“, erklärte Frank Häcker vom Vereinsvorstand. Deshalb habe man wieder eine Spitze mit vier Schellen angeschuht. Rings um den angeschuhten Bereich wurde eine Girlande gebunden.

Stolz ist man in Stadtroda darauf, dass man in alter Tradition den Baum mit einer Schrotsäge fällt. „Eine Motorsäge nimmt bei uns niemand in die Hand“, betonte Setzmeister Jens Häcker.

13 Raummeter bestes Nadelholz waren außerdem für die Versteigerung auf dem Markt aufgebaut worden. „Besseres Brennholz gibt es nicht in der Region“, schwärmte Vereinschef Ingolf Weiß.