Saalfeld. Wahlnachlese: Dass die AfD in den Saalfelder Stadtrat einzieht, war vielen klar. Eine Überraschung jedoch ist Andrea Kühn aus Eyba

Am Dienstag nach der Kommunalwahl waren Kandidaten und Wähler noch dabei, die jeweiligen Wahlergebnisse zu verarbeiten. „Wir sind dabei, uns zu finden“, erklärte etwa der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Steffen Lutz. Und: „Wir müssen die Plakate abhängen.“ Seine neue Fraktionskollegin, die 18-jährige Lisa-Marie Püchler, hatte am Vortag bereits auf dem Saalfelder Markt an einer Demonstration gegen einen zu verzeichnenden Rechtsruck in Thüringen teilgenommen. „Ich will, dass diese Kräfte nicht weiter wachsen“, bekannte sie in ihrem Redebeitrag.

Die AfD wird im neuen Saalfelder Stadtrat, der sich am 12. Juni konstituiert, mit fünf Abgeordneten dabei sein. Unter ihnen ist auch die langjährige CDU-Stadträtin Verena Sigmund, die auf OTZ-Anfrage auf einen Facebook-Post von ihr verweist. Da erklärte sie als erste Reaktion auf die Kommunalwahlergebnisse im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt: „Wir verstehen uns als Avantgarde in den Rathäusern und Kreistagen und werden natürlich auch eigene Akzente setzen, aber dennoch gute und Sinn stiftende Entscheidungen für unsere Bürger mit anderen mittragen.“

Die neue Stadträtin in Saalfeld, die 18-jährige Lisa-Marie Püchler (SPD). Foto: Guido Berg
Die neue Stadträtin in Saalfeld, die 18-jährige Lisa-Marie Püchler (SPD). Foto: Guido Berg © zgt

Der Einzug der AfD in den Stadtrat war angesichts des Landestrends allgemein erwartet worden. Andrea Kühn jedoch hatte niemand auf dem Schirm. Die langjährige Bürgermeisterin von Eyba hat mit ihrer Wählergemeinschaft Freie Wähler Saalfelder Höhe (FW SH) den Einzug in den Saalfelder Stadtrat geschafft, sie gehört dort zu den neuen Gesichtern. „Ich war selbst nicht sicher, ob ich damit durchkomme“, sagte Andrea Kühn der OTZ. Sie habe sich relativ kurzfristig entschlossen, zur Wahl anzutreten.

Die 62-Jährige erklärte der OTZ, sie sei langjährige CDU-Wählerin und dies aus einem Grund: „Uns geht es doch wirklich nicht schlecht.“ Andrea Kühn überlegt, sich im Stadtrat der CDU-Fraktion anzuschließen: „Es wird wohl in diese Richtung gehen.“ Eyba sei als Ort „in relativ gutem Zustand“. Das gelte es aus Sicht Andrea Kühns zu erhalten. „Da müssen immer mal ein paar Euro ran!“ Mit der erfolgten Eingemeindung nach Saalfeld verbindet sie die Hoffnung, dass Eyba für junge Familien als Wohnort interessanter wird und vielleicht das ein oder andere ungenutzte Haus gekauft wird: „Man braucht von Eyba nicht länger nach Saalfeld als von Gorndorf.“ Zu den großen Vorteilen des Ortes gehöre die Gaststätte „Zum Egon“, geführt vom Enkel des Namensgebers. Zu den nächsten Maßnahmen im Dorf gehöre die Erneuerung des Zauns am Feuerlöschteich und der Ausbau der Wanderwege.

SPD-Fraktionschef Lutz hat sich indes noch keine Gedanken gemacht, wer nächster Stadtratsvorsitzender sein könnte. Vielleicht schlage die CDU wieder Martin Roschka vor? Doch sollte ein CDU-Mitglied Stadtratschef werden, sollte aus Sicht von Steffen Lutz nicht auch die Ausschussvorsitzenden und das Amt der dritten Beigeordneten – bisher Bärbel Weihrauch (Linke) – an die CDU fallen. Die SPD sei an einem dieser Ämter „auf jeden Fall“ interessiert. Er hoffe, dass die Fraktionen diese Fragen ohne Kampfabstimmungen klären können.