Berlin. Das Brandrisiko von Solaranlagen gilt als niedrig. Lesen Sie hier, wie Betreiber es verringern können und was oft falsch gemacht wird

Solaranlagen können Feuer fangen. Die Gefahr ist indes gering. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg hat Schadensfälle aus zehn Jahren untersucht – von 1994 bis 2013. Es bezifferte das Brandrisiko mit 0,006 Prozent. Wohlgemerkt: Sechs von 100.000 Anlagen.

Der Bundesverband Solarwirtschaft kommt auf drei Millionen Photovoltaik-Anlagen in Deutschland. Im Trend sind aktuell insbesondere Balkonkraftwerke. Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig stellt im Gespräch mit unserer Redaktion klar: "Weder den Verbänden noch der Bauaufsicht liegen Evidenzen vor, die auf eine besondere oder erhöhte Brandgefahr hinweisen."

Mehr und ältere Anlagen: Steigt die Zahl der Brände?

Besorgter klingt aktuell die Diskussion in Schweden. Dort meldete die Katastrophenschutzbehörde 79 Fälle zwischen 2018 und 2022, bei denen man annehme, dass Solarzellen eine Rolle bei Bränden gespielt hätten.

In den nächsten Jahren ist mit einem Anstieg der Anlagen und mit einer zunehmenden Alterung der Materialien zu rechnen. Mit der Zeit dürften Isolationsfehler, Kontaktprobleme und andere Gefahrenquellen zunehmen.

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Generell dürfte die Gesamtzahl der Brände bei Photovoltaikanlagen steigen. Indes gibt es Vorsichtsmaßnahmen, die Unternehmen wie Privatpersonen treffen können, um die Brandgefahr zu verringern.

Photovoltaik-Anlagen: Installation, Abnahme, Wartung, Kontrolle

In einer Studie von Fraunhofer und TÜV Rheinland von 2015 heißt es, die "hauptsächliche Fehlerquelle" sei der Faktor Mensch. Im Klartext: bei Installation, Abnahme, Wartung und Kontrolle. Das deckt sich wiederum mit den Erkenntnissen aus Schweden. Vier von fünf Installationen dort wiesen laut der Branchenorganisation "Installatörsföretagen“ Mängel auf.

Carsten Körnig versichert, "eine fachgerecht nach anerkannten Regeln der Technik geplante, errichtete und regelmäßig instandgehaltene Photovoltaik-Anlage stellt kein erhöhtes Brandrisiko dar". Besitzern von Solaranlagen rät er, bereits bei der Installation auf eine genaue Anlagendokumentation zu achten, "damit auch Jahre später noch schnell auf Fehlermeldungen reagiert werden kann." Außerdem empfiehlt er, einen Wartungsvertrag mit einer Fachfirma abzuschließen. Brände entstünden aus Fehlern, die nicht erkannt und behoben würden.

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Die Risiken im Bereich der Anschlussdose seien "bezüglich der Auswirkung von Lichtbögen und der Entwicklung von Bränden verglichen mit anderen Komponenten als hoch einzustufen", lautete ein Fazit der Studie von TÜV und Fraunhofer. Eine gute Verbindungstechnik sei besonders wichtig, um Erhitzungen und Lichtbögen zu vermeiden.

Häufige Brandursache: Ein Lichtbogen

In einem Lichtbogen werden Elektronen von den Atomen/Molekülen gelöst. Es entsteht ein elektrisch leitendes Plasma, eine Gasentladung. Was in einen Lichtbogen unter hohen Temperaturen gerät, fängt zumeist Feuer. Zu einem Lichtbogen kann es in Folge von Kontaktproblemen kommen, etwa durch fehlerhafte Lötstellen im Modul oder in der Gleichstromverdrahtung des Wechselrichters.

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Dagegen kann man sich mit einem Lichtbogendetektor schützen, der im Photovoltaik-Wechselrichter integriert wird. Im Falle eines Lichtbogens schaltet er die Anlage stromlos. Lange Zeit hatten sich solche Detektoren hierzulande nicht durchgesetzt. Inzwischen gelten sie aber als Standard.

Balkon-Kraftwerke boomen. Eine fachmännische Installation ist wichtig, auch aus Gründen des Brandschtutzes.
Balkon-Kraftwerke boomen. Eine fachmännische Installation ist wichtig, auch aus Gründen des Brandschtutzes. © dpa

Sinnvoll sind auch so genannte Feuerwehrschalter. Mit ihm können Feuerwehrleute die von den Solarmodulen zum Wechselrichter führenden Kabel per Knopfdruck trennen. Das dient ihrer eigenen Sicherheit. Trotz einer Abschalteinrichtung wird die Feuerwehr vorsorglich davon ausgehen, dass die Anlage nicht spannungsfrei ist.

Solarmodule brennbar– Glas kann schmelzen und abtropfen

Auch ohne solche Schalter ist sie im Übrigen in der Lage, Brände in Häusern mit Photovoltaikanlagen zu löschen. Sie wird darauf achten, dass sie nur Wasser nutzt, da Schaumzusätze die Leitfähigkeit erhöhen. Vor allem wird sie einen Mindestabstand von einem Meter zur Elektrik einhalten. Schon an den Beispielen erkennt man: Absolute Expertenarbeit.

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Grundsätzlich sind Solarmodule brennbar. Sie können selbständig weiterbrennen. Binnen Minuten können brennende Materialien wie Folien oder geschmolzenes Glas abtropfen; Glasscheiben zersplittern; können Verbrennungswärme und Rauchgase entstehen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

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