Berlin. Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen sind extrem selten. Forschende haben jetzt aber besorgniserregende Virusmutationen entdeckt.

Das Vogelgrippe-Virus H5N1 grassiert aktuell weltweit unter Wildvögeln und Geflügel – auch bei verschiedenen Säugetieren wurden Infektionen nachgewiesen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte bereits davor, dass die Vogelgrippe die nächste Pandemie nach dem Coronavirus auslösen könnte. H5N1 ist allerdings nicht der einzige Subtyp, der der Wissenschaft Sorgen bereitet: Ein Team von Forschenden aus Großbritannien und China hat nun herausgefunden, dass ein anderer Subtyp der Vogelgrippe, nämlich H3N8, zum Teil Mutationen aufweist, die das Risiko einer Übertragung auf den Menschen erhöhen könnten.

Laut der Studie, die im Fachblatt "Cell" veröffentlicht wurde, könnten einige Virenstämme von H3N8 per Tröpfcheninfektion zwischen Säugetieren übertragen werden und sich auch in menschlichen Zellen vermehren. Die Ergebnisse der Untersuchung seien laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von der University of Nottingham und der China Agricultural University in Peking Anlass zur Sorge vor einer möglichen Epidemie und Pandemie durch H3N8.

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Vogelgrippe-Subtyp H3N8: Bisher drei Infektionen bei Menschen bekannt

Das Vogelgrippe-Virus H3N8 gehört zu den am häufigsten bei Vögeln auftretenden Subtypen und ist in vielen Geflügelbeständen in China verbreitet. Bei Tieren ruft das Virus meist keine bis kaum Symptome hervor. Sporadisch sind auch Infektionen bei Menschen bekannt. Anfang des Jahres meldete die WHO einen ersten Todesfall durch H3N8. Dabei handelte es sich um eine Frau aus China, die zuvor mit lebendem Geflügel in Kontakt gekommen war. Neben diesem Fall sind noch zwei weitere H3N8-Infektionen bei Menschen bekannt.

Diese Infektionen waren ausschlaggebend für die Forschung des Teams der Universität Nottingham. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten dafür sowohl zwei Virenstämme von an H3N8 erkrankten Menschen als auch Stämme, die aus infizierten Hühnern isoliert wurden. Dabei stellten sie fest, dass sich die bei Menschen isolierten Virenstämme deutlich besser vermehrten als die aus Hühnern. In Versuchen mit Frettchen zeigte sich zudem, dass einer der bei Menschen isolierten Virenstämme per Tröpfcheninfektion zwischen den Tieren übertragen werden konnte.

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Forschende entdecken Mutationen bei Vogelgrippe-Virus

Die Forschenden entdeckten zudem zwei Mutationen im Erbgut des Virus. Die eine ermöglicht das Andocken an menschliche Rezeptoren, die andere fördert die Vermehrung der Viren. Menschlichen Populationen könnten demnach für eine H3N8-Infektion in epidemischem oder pandemischem Ausmaß anfällig sein, fasste eine der Studienautorinnen, Jinhua Liu, in einer Mitteilung der Universität Nottingham zusammen.

Eine akute Gefahr bestehe allerdings bisher nicht: Um zwischen Menschen übertragen werden zu können, müsse das Virus eine gewisse Säureresistenz aufweisen. Diese habe das H3N8-Virus bisher nicht erreicht, so Liu. Es sei allerdings wichtig, mögliche Veränderungen des Virus genau zu beobachten, sagte die Wissenschaftlerin. (csr)

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