Rudolstadt. Rudolstädter Jugendschöffengericht lässt 21-Jährigem eine letzte Chance für den rechten Weg.

Elf einzelne Vorwürfe macht die Justiz Emir E.*, dem jungen Afghanen, der nach dem Auftakt am 23. Mai am zweiten Verhandlungstag am Donnerstag zu einer Jugendhaftstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt wurde, die er allerdings nur dann antreten muss, wenn er in den nächsten drei Jahren vom rechten Weg abkommt.

Fast wie ein klassisches Drama mit stetig größeren Konflikten liest sich, was zur Urteilsbegründung Richter Andreas Spahn ebenso zusammenfasst, wie vorher die Staatsanwältin und der Verteidiger in jeweils sehr ausführlichen Plädoyers.

War es am 16. Dezember 2017 noch eine jugendtypische Schlägerei unter gleichaltrigen Ausländern in einer Backwerk-Filiale in Jena, so lief der März 2018 für E. (21) besonders übel. Erst ein Hausfriedensbruch in der Gemeinschaftsunterkunft in Rudolstadt, dann ein wütender Tritt gegen einen Schreibtisch in einer Saalfelder Unterkunft, ein Stinkefinger gegen Polizeibeamte, die seinen Kumpel in Aue am Berg verhafteten, sowie am 24. März und am 30. August jeweils die hochaggressiven Übergriffe gegen Sicherheitspersonal und sogar Retter im Einsatz. Erst ist E. gar nicht Auslöser, doch plötzlich mitten drin in einem Gewaltausbruch, tritt auf Sicherheitspersonal ein, beleidigt und bedroht sie.

Obwohl am Amtsgericht schon bei früheren Verhandlungen gegen andere Mittäter oft versucht, bleiben auch diesmal die ursächlichen Auslöser der Gewaltausbrüche ungeklärt. Die beiden Vorfälle, bei denen er mit kleineren Mengen Ecstasy und Marihuana erwischt wird, sind da nur das I-Tüpfelchen.

Andreas Spahn bescheinigte dem in der Verhandlung sehr zurückhaltenden Angeklagten, der seit einer einmonatigen Untersuchungshaft offenbar zur Besinnung gekommen zu sein scheint, ihm durchaus sein Auto in der angestrebten Funktion als Mechaniker anvertrauen zu wollen. Doch sei da gleichzeitig die plötzlich ausbrechende Aggressivität und der Reflex, es anderen gleichtun zu wollen, die solche Aktionen anzetteln.

Deswegen, auch da waren sich alle einig, soll ein sozialer Trainingskurs für Migranten des Jugendfördervereins Saalfeld Emir E. mit der Kontrolle seiner Emotionen vertraut machen. Ob er die Warnung, von der alle im Saal sprachen, als dringend letzte vor einer Haftstrafe verstanden hat, das muss die Zukunft zeigen.

* Name geändert