Gera. Im Hooligan-Prozess gegen Mitglieder der Gruppe „Jungsturm“ hat ein weiterer Beschuldigter ausgesagt.

Im Jungsturm-Verfahren am Landgericht Gera haben jetzt drei von vier Angeklagten die Untersuchungshaft verlassen. Am Donnerstag setzte das Gericht den Haftbefehl für Marco K. außer Vollzug – damit verlässt der 28-Jährige das Gericht vorerst in Freiheit. Er war im April 2020 nach einer groß angelegten Razzia inhaftiert worden.

Vor der U-Haft-Entlassung hatte er im Verfahren ein Teilgeständnis abgelegt. K. räumte ein, an sämtlichen sogenannten Drittortauseinandersetzungen beteiligt gewesen zu sein, die ihm zur Last gelegt werden. Fünf Mal hat er sich somit an diesen verabredeten Hooligan-Schlägereien beteiligt.

Was er leugnet sind Beteiligungen an Überfallen auf Fans des Fußballvereins Carl-Zeiss Jena. Weder bei einem Angriff auf der Bowlingbahn in Saalfeld noch bei der Attacke am Bahnhof Gotha sei er dabei gewesen.

Einblick in Vereinigung "Jungsturm"

Auch zu Strukturen der Vereinigung „Jungsturm“, die die Staatsanwaltschaft für eine kriminelle Vereinigung hält, hat K. ausgesagt. Die Mitglieder fühlen sich der Fanszene des Fußballvereins Rot-Weiß-Erfurt zugehörig.

Die Staatsschutzkammer stufte das Teilgeständnis von K. in einem Haftprüfungstermin offenbar als glaubwürdig ein und entließ ihn aus der U-Haft. „Wir hatten von Beginn an geplant, dass es eine Einlassung unseres Mandanten geben wird“, sagte Florian Beisenbusch, der K. vor Gericht vertritt, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Das folgt einem in dem Prozess nicht unbekannten Muster. Die Angeklagten Theo W. und Robin B. wurden ebenfalls aus der Untersuchungshaft entlassen, nachdem sie ausgesagt hatten.

Wie umfangreich sich die Aktenlage darstellt, das wird im Prozess an nahezu jedem Verhandlungstag deutlich. Insgesamt müssen die Beteiligten tausende Seiten Akten kennen. Allein 9000 Telefonate sollen im Zuge der Ermittlungen ausgewertet worden sein.

Von den vier Angeklagten sitzt Steve W. nach wie vor im Knast. Er ist jetzt der einzige Beschuldigte, der sich bisher im Verfahren nicht geäußert hat.

In der kommenden Woche wird am Mittwoch und Donnerstag weiter verhandelt.