Erfurt. Das Landgericht Erfurt verhandelt gegen einen 49-Jährigen, der im Vorjahr in Arnstadt seine von ihm getrennt lebende Frau absichtlich angefahren und getötet haben soll. Die Mutter hinterlässt drei Kinder.

Als er an einer Straßenbaustelle auf die linke Seite ausweichen und langsam fahren musste, sei plötzlich das Fahrzeug hinter ihm aufgetaucht. Auf die Frage des Gerichts, ob er den Fahrer erkennen konnte, erwidert der 67-Jährige Zeuge, er habe nur den Kühlergrill im Rückspiegel gesehen.

Nach der Baustelle soll das Auto mit dröhnendem Motor beschleunigt haben und wieder auf die Rechte Straßenseite gefahren sein. Nach 60 bis 80 Metern erfasste der schwarze SUV eine Radfahrerin am rechten Straßenrand. Die Frau sei dabei so hoch geschleudert worden, dass der Zeuge sie über das Auto hinweg in der Luft sehen konnte.

Zudem wurde eine Staubwolke aufgewirbelt. Nach der Erinnerung des 67-Jährigen, sei das Fahrzeug dann ohne zu bremsen weiter gefahren. Der Mann schätzt die Geschwindigkeit des Autos in der Tempo-30-Zone auf mehr als 50 Stundenkilometer.

Ein Auto als Mordwaffe

Ein Auto als Mordwaffe, darauf läuft die Anklage der Staatsanwaltschaft Erfurt in dem Prozess hinaus, der seit Donnerstag vor dem Landgericht Erfurt verhandelt wird. Der 49-Jähjrige Ehemann der bei dem Aufprall getöteten Frau muss sich unter anderem wegen Mordes verantworten.

Der Ankläger geht von voller Absicht aus und spricht von Heimtücke und niederen Beweggründen, weshalb der Angeklagte am Nachmittag des 24. Juli 2020 am Ortsrand von Arnstadt seine von ihm seit etwa zwei Jahren getrennt lebende Frau mit dem SUV angefahren habe, als sie mit ihrem Fahrrad auf dem Heimweg war.

Der Angeklagte wusste, wann und wo sich die Frau von der Arbeit auf dem Heimweg befindet, so der Staatsanwalt. Die Mutter der Getöteten und Schwiegermutter des Angeklagten schildert dem Gericht, dass ihre Tochter bei ihrem Mann mit deutscher Staatsbürgerschaft und tunesischer Abstammung im Dezember 2017 ausgezogen sei, als dieser sie mit einem Messer am Hals bedroht haben soll.

Immer wieder Drohungen geäußert

Auch danach soll der Angeklagte immer wieder Drohungen geäußert oder auch per SMS geschickt haben. Die gemeinsamen Kinder sollen „panische Angst“ vor ihm gehabt haben, so die Mutter. Die Frau, die in dem Verfahren als Nebenklägerin mit beteiligt ist, erzählt aber auch dass es vor 17 Jahren eine Liebesheirat zwischen ihrer Tochter und dem Angeklagten gewesen sein soll.

Allerdings habe ihre Tochter danach kaum noch etwas über ihre Ehe erzählt. Dreimal soll sie versucht haben, auszuziehen. Die getötete Frau hinterlässt drei Kinder. Die Schwurgerichtskammer hat für den Prozess bis Mitte März vorerst sechs Verhandlungstage angesetzt. Mehrere Gutachter verfolgen zudem das Verfahren im Gerichtssaal. Die Fragen der Verteidigung an die Zeugen lassen erkennen, dass vor allem der Mordvorwurf geprüft werden soll.