Saalburg. Mit einem Gießmarathon haben Carola und Rudolf Borosch in Saalburg ihre riesige Fuchsiensammlung gerettet.

Mit einem wochenlangen allabendlichen Gießmarathon haben es die Boroschs in Saalburg geschafft: Sie haben ihren Garten, vor allem ihre riesige Fuchsien-Sammlung, über den Extrem-Sommer hinweg gerettet.

Wobei: Einem Kenner wie Rudolf Borosch entgeht natürlich nicht, wie seine Lieblingspflanzen leiden. Wie sie die (Blüten-)Köpfe hängen lassen oder Blüten und Laub abwerfen. Kopfschüttelnd läuft der 70-jährige Bauingenieur im Ruhestand von einer Pflanze zur anderen, zupft hier ein bisschen und da ein bisschen und begutachtet an einer schattigen Stelle ein paar vielversprechende Knospen.

Was er sieht, macht ihn nicht froh: „Die extreme Trockenheit und Hitze der vergangenen Wochen haben den Fuchsien sehr geschadet“, sagt er – und seine Frau (66) schaut ihn mitfühlend an. Obwohl das Ehepaar die Pflanzen jeden Abend zwei Stunden lang mit Kanne und Schlauch gewässert hat, seien die Blüten regelrecht verbrannt. Deshalb hoffen die Boroschs inständig, dass sich das Wetter jetzt normalisiert, damit sich ihre Pflanzen erholen und am 2. September zur zweiten Runde der „Offenen Gärten“ wieder ihre volle Pracht entfalten. Denn es ist eine Besonderheit der Region Bad Lobenstein, dass Gartenbesitzer ihre Refugien gleich zweimal im Jahr herzeigen: erst zu Beginn und dann zum Ende des Sommers. Die Boroschs sind seit 2016 mit von der Partie.

Rudolf Boroschs Liebe zu den Fuchsien, die bei ihm vor allem zu beiden Seiten der Einfahrt zum Haus in großen Kübeln Spalier stehen, ist vor 25 Jahren erblüht. „Angefangen hat es mit fünf verschiedenen Pflanzen“, erzählt er. Im Laufe der Jahre seien dann immer neue Pflanzen hinzugekommen, die er und seine Frau über Stecklinge vermehrt haben. Zurzeit blühen auf dem rund 900 Quadratmeter großen Grundstück mit dem 1972 erbauten Wohnhaus 80 verschiedene Sorten. Insgesamt sind es an die 350 Fuchsien – zwischen fünf und 250 Zentimeter hoch.

Die Pflanzenpflege geht vor – Reisen kaum möglich

Was ihnen an dieser Zierpflanze so besonders gut gefällt? Rudolf Borosch gerät ins Schwärmen: „Die unglaubliche Vielfalt der Farben und Formen. Manche Blüten sind gefüllt, andere nicht. Einige sind zart und klein, andere groß wie kleine Äpfel.“ „Außerdem blühen Fuchsien von April bis Oktober“, ergänzt Carola Borosch, eine Ingenieurökonomin. „Das macht uns sehr viel Freude.“ Nicht zuletzt, weil Fuchsien immer wieder neue Blüten austreiben, wenn nach dem Abfallen der ersten Blüten der Fruchtstand ausgeputzt wird.

Seit 2011 gehören Carola und Rudolf Borosch dem Thüringer Freundeskreis der Deutschen Fuchsien-Gesellschaft an. Die 15 Mitglieder treffen sich mehrmals im Jahr reihum in den Gärten oder bei Veranstaltungen, um zu fachsimpeln, Stecklinge zu tauschen und sich einfach an der vielseitigen Fuchsie zu erfreuen. Höhepunkt des Jahres ist jeweils die Pflanzenbörse, bei der selbst gezogene Fuchsien angeboten werden. Statt wie sonst in Gera fand die Börse in diesem Jahr erstmals vor einem Gartencenter in Jena statt – und dabei genauso großen Zuspruch wie in den Jahren zuvor. Denn auch wenn nur wenige Fuchsien-Freunde im Freundeskreis organisiert sind: Es gibt sehr viele davon. Das merken die Boroschs auch immer wieder beim Tag der offenen Gärten, wenn zu ihnen bis zu 200 Gartenfreunde aus ganz Thüringen und aus Sachsen kommen, die vor allem die Fuchsien – ob in der Blumenampel hängend, ob stehend oder kriechend – bewundern und gerne ein paar Stecklinge mit nach Hause nehmen.

Das Ehepaar nimmt es auf sich, dass es den ganzen Sommer über seiner geliebten Pflanzen wegen nicht verreisen kann. Und zum Wässern und zur Pflege auch noch das mehrwöchige Hin- und Herräumen kommt: Fuchsien sind frostempfindliche Pflanzen und müssen deshalb von Oktober bis April gut geschützt überwintern. Das heißt: Im Herbst werden sie vom Laub befreit und um etwa ein Drittel eingekürzt, ehe sie in die Garage gestellt werden – im Frühjahr wandern die Töpfe und Kübel dann wieder zurück ins Freie, nachdem sie sich zunächst etwa zwei Wochen im Carport akklimatisiert haben.

„Tja“, sagt Rudolf Borosch schmunzelnd, „bei uns stehen die Fuchsien in der Garage und das Auto draußen.“ Seine Frau lacht: Sie weiß, wie wichtig ihm die Fuchsien sind und dass er sich, was die Pflege der Pflanzen anbetrifft, am besten auskennt. Dafür hat sie das Sagen im kleinen Gemüsegarten hinterm Haus, wo derzeit vor allem die Tomaten und Gurken prächtig gedeihen, und auch bei den Blumenrabatten mit Rosen, Tagetes und Leberbalsam längs der Einfahrt.

Zur Sache: Offene Gärten

Die Region Bad Lobenstein ist in Thüringen aktuell die einzige, die im Sommer gleich zweimal zu den „Offenen Gärten – Open Gardens“ einlädt: Nach dem 1. Juli ist das am 2. September noch einmal der Fall. An diesem Tag werden in und um Bad Lobenstein etwa zehn Gartenfreunde ihre Privatgärten öffnen und mit Gleichgesinnten in den Erfahrungsaustausch treten.

Bei der spätsommerlichen Nachlese erhalten Interessierte in zwei Eingangsgärten die Liste mit den beteiligten Gärten und zahlen einen kleinen Obolus. Eingangsgärten sind die von Familie Giersch in 07356 Bad Lobenstein, Gallenberg 1b, und von Familie Tambor in 07368 Remptendorf, Ortsteil Liebengrün 126.

Eine Besonderheit unter den beteiligten Gärten dürfte der von Familie Borosch in Saalburg sein, der eine in dieser Form seltene Sammlung von Fuchsien vereint. Familie Borosch gehört dem Freundeskreis Thüringen der Deutschen Fuchsien-Gesellschaft an und kann Interessierten zahlreiche Tipps zu richtiger Standortauswahl und Pflege der bis in den Oktober blühenden Pflanzengattung.

Schon der erste Termin im Juli war in der Region Bad Lobenstein ein Erfolg: Bei bestem Wetter kamen hunderte Neugierige aus ganz Thüringen sowie aus Sachsen und Franken und zollten den Ostthüringern viel Lob.