Schorba. Für die 676-Jahrfeier stemmt der Traditionsverein eine Festwoche, die es so noch nicht gab.

Unverhofft kommt oft, das ist in Schorba keine Phrase, bedenkt man die Gegebenheiten, durch welche die Jahrfeier zustande kommt. Denn der 2017 gegründete Traditionsverein des Ortes musste einige Widrigkeiten überwinden. Doch die Mühen scheinen sich zu lohnen.

Aber von Beginn an. Der heutige Ortsteil von Bucha wurde nachweislich am 10. Mai 1343 erstmalig erwähnt. Das ist 676 Jahre her. Ein Jahr früher zu feiern, wäre zahlenmäßig jubiläumswürdiger gewesen, das weiß natürlich auch das Organisationsteam vom Traditionsverein. „Aber die Stadtwerke wollten 2018 ursprünglich Leitungen bauen“, sagt Vorsitzender Michael Waldau. Und mit einer Baustelle im Ort lässt es sich schlecht feiern. Also verschoben die Ehrenamtler das Fest um ein Jahr.

Verschoben wurden jedoch auch die Bauarbeiten, Bagger sind bislang nicht in Schorba angerückt. Ärgerlich, nun ja, aber der Termin für die Feierlichkeiten stand. Und die sollen schon am 18. Mai beginnen und eine Festwoche umfassen.

„Ursprünglich wollten wir nicht so viel machen, aber eine bekannte Band hatte uns für den Sonnabend zugesagt“, erklärt Michael Waldau. Also plante das Team noch weitere Programmpunkte ein, um mit dem Festwochenende 25./26. Mai den Sack zuzumachen. Doch unerhofft kommt eben oft: Die Band sagte ab.

Das Orga-Team fand schließlich mit der Coverband DinA4 einen würdigen Ersatz, um den Abend nach dem Feuerwehrtag ausklingen zu lassen. Auch sonst liest sich das Programm vielfältig.

Der Entertainer Gunther Emmerlich hat zugesagt, der Kahlaer Gospelchor singt, und die Rüdersdorfer Schalmeien spielen. Außerdem verraten die Frauen des Ortes ihre Geheimnisse: Im Back- und Kochbuch „Schorbsches Hüftgold“ haben sie hiesige Rezepte zusammengetragen. Das Buch kann am Wochenende 25./26. Mai erworben werden, wenn auch die Höfe öffnen. Auf denen lässt sich allerhand über Jagd, Oldtimer und Landmaschinen finden. Den Festplatz richten die Vereinsmitglieder hinter dem Landgasthof ein, der seit Jahren zwar ohne Pächter ist, aber von den Schorbaern genutzt wird.

Erste Ortschronik veröffentlicht

Ein Höhepunkt dürfte der Festumzug am Sonntag sein. In knapp 30 Bildern wollen die Schorbaer auf ihre Historie aufmerksam machen.

Vielen mag der Ort heute wegen der nahen Autobahn und des Geflügelshofs ein Begriff sein. Dafür war Schorba ein „beschleunigtes Dorf“, davon zeugt in gewisser Weise auch das Ortswappen mit Pferd und Pflug.

Eine Fernsehdokumentation von 1997, die auf der Vereinswebsite zu sehen ist, erzählt vom Zeitenwechsel. Der Autobahnbau in den 1930er Jahren gehört dazu, viele Jahre quälten sich motorisierte Verkehrsteilnehmer den Schorbaer Berg hinauf ins Leutratal.

Das Dorf vollzog zudem einen Meilenstein für die Landwirtschaftspolitik der DDR. Die Landwirte schlossen sich, mehr oder weniger freiwillig, 1952 zum LPG Typ III zusammen und vereinten damit Land, Vieh und Maschinen in der Produktionsgenossenschaft. Vier Jahre später erhielt die LPG „Glückauf“ den Nationalpreis, was auch das Fernsehen auf den Plan rief. Schorba, das Vorreiterdorf, erhielt Zuwachs, Ausstattung und Staatsbesuche.

Diese und andere historische Begebenheiten werden in der ersten Ortschronik erzählt, für die sich drei Vereinsmitglieder zuletzt die Nächte um die Ohren schlugen. Dafür wurden Haushalte und Archive nach Fotografien, Urkunden und weiteren Dokumenten durchforstet.

Durch 3000 Euro Lottomittel, die von der Thüringer Staatskanzlei bewilligt wurden, kann der Verein die Ortschronik drucken lassen. Bundestagsabgeordneter Albert Weiler (CDU), der sich für das Geld einsetzte, lobt das Engagement der Mitglieder, „nicht zuletzt, weil sie auch zum Erhalt unseres historischen Wissens beitragen und damit unsere gemeinsame Identität nachhaltig fördern“.

Viele Bewohner aus dem Ort und den umliegenden Gemeinden unterstützen außerdem die Festwoche, der Vereinspreis der Ostthüringer Zeitung brachte im vergangenen Jahr zusätzlich 2000 Euro in die Kasse.

Ein so großes Fest muss es wohl Ende der 1980er Jahre mit den Dorffestspielen zuletzt gegeben haben. Schorba erwache jetzt „ein bisschen wie aus dem Dornröschenschlaf“, sagt Vereinsmitglied Sandra Hillesheim. Das sei schön. „Der Ort wächst wieder zusammen.“

www.schorba.de