Neusitz. Achtklässler der Regelschule Neusitz sympathisieren zur Juniorwahl mehrheitlich mit der Wählervereinigung.

Von einhundert Prozent Wahlbeteiligung können am Sonntag die Verantwortlichen in der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel wahrscheinlich nur träumen. Am Dienstag aber war es gelungen. Da nämlich schritten die Achtklässler der Regelschule Neusitz anlässlich der Juniorwahl zur Urne.

Auf Initiative des Jugendfördervereins Saalfeld-Rudolstadt (Jufö) wurden die Gemeinde und die Schule für das umfangreiche Projekt gewonnen. Bevor die Jugendlichen ihre Stimmen abgaben, machte der Bürgermeister und gleichzeitig Wahlleiter der Gemeinde Toni Hübler einige Ausführungen zum Thema Kommunalwahl.

Anschließend stellten sich Vertreter aller Listen in einer Podiumsdiskussion den Fragen der Schüler. Für die CDU war Christian Tschesch gekommen, für die Linke Frank Dietzel, für die SPD Jens-Peter Reiher, für die Freien Wähler Marcel Knauer und für die Bürger für den Landkreis Enrico Gräfe.

Die Schüler hatten sich für eine Mischung als lokalen und überregionalen Fragen entschieden, die sie teils im Unterricht vorbereitet hatten, teils aber auch spontan stellten. „Was ist Ihnen in der Gemeinde am wichtigsten?“, „Wie wollen Sie Ihre Projekte finanzieren?“ oder „Wann wird die Straße in Naundorf repariert?“ galt es ebenso zu beantworten wie „Was halten Sie von unserem Schulsystem?“ und „Was sagen Sie zu Artikel 13?“.

In vielen Punkten, das bemerkten die Schüler schnell, waren sich die Kandidaten einig. Dass es um eine gemeinsame Arbeit für die Gemeinde geht, die Partei- und Wählervereinigungsgrenzen außen vor lässt, machten alle Kandidaten deutlich. Es seien eher Nuancen in der Umsetzung oder die Gewichtung des einen oder anderen Themas, die den Unterschied ausmachten.

Ein solches Beispiel ist das Thema Mobilität, das in der Gemeinde vor allem dann eine Rolle spielt, wenn es von den größeren Ortsteilen in die kleinen geht. Alternativen zu den großen Bussen müssten geschaffen werden ebenso wie eine Anbindung ins Gewerbegebiet nach Kirchhasel, war hier der allgemeine Tenor.

Mit den Antworten im Hinterkopf durften die Regelschüler anschließend wählen. Um möglichst reale Bedingungen zu schaffen, wurde aus ihren Reihen ein Wahlvorstand mit Vorsitzendem, Stellvertreter, Schriftführer und zwei Beisitzern bestimmt. Was zu tun war, erläuterten Toni Hübler sowie Katharina Schaubitzer vom Fachbereich Jugend und Soziales.

Als Wählerverzeichnis dienten die Klassenlisten, die ordnungsgemäß abgehakt wurden. Die Stimmzettel waren denen, die am Sonntag zum Einsatz kommen, genau nachempfunden – die Schüler konnten also aus allen Kandidaten wählen, die in Uhlstädt-Kirchhasel antreten.

Nach Abgabe aller Stimmen erfolgte die Auszählung. Eine ungültige Stimme musste der Wahlvorstand aussortieren, sodass schließlich 37 gültige Stimmzettel übrig blieben.

Die Spannung stieg, ungeduldig schauten die Mitschüler immer wieder zum Wahlvorstand, bis dann endlich das Ergebnis für alle verkündet wurde: Mit 49 von 111 abzugebenden Stimmen würden nach dem Willen der Jugendlichen – die übrigens nicht alle aus der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel kommen, sondern auch aus Rudolstadt – im neuen Gemeinderat neun Sitze an die Freien Wähler gehen. Die CDU, die 23 Stimmen erhielt, wäre mit vier Gemeinderäten vertreten, die Bürger für den Landkreis, auf die 18 Stimmen entfielen mit 3 Sitzen und die Linke (12 Stimmen) sowie die SPD (9 Stimmen) jeweils mit zweien.

Der Kandidat mit den meisten Stimmen war Marcel Knauer (Freie Wähler), der offenkundig im vorangegangenen Gespräch hatte punkten können. Er bedankte sich mit einem Augenzwinkern recht herzlich für das Vertrauen.