Tommi Schmitt hat jetzt eine eigene Fernsehshow auf ZDFneo. Seine Stimme ist bekannt aus dem Podcast „Gemischtes Hack“, doch wie schlägt er sich vor der Kamera?

Kreuz und quer, gewunden und gebogen, orange und weiß fliegen die Buchstaben über den Bildschirm: „Studio Schmitt“. Comedy-Autor und Podcaster Tommi Schmitt hat nun seine eigene Show. Jeden Donnerstag um 22.15 Uhr steht er bei ZDFneo vor der Kamera. Der 32-Jährige, der bisher vor allem hinter den Kulissen diverser Fernsehshows zu finden war, füllt nun eine halbe Stunde Sendezeit mit Solo-Stand-Up und Interview.

Direkt in der ersten Sendung am vergangenen Donnerstag, 8. April, zeigt sich, wo Schmitts Stärken und wo Verbesserungspotential liegen. Das Grillenzirpen aus dem Intro ist glücklicherweise keine Anspielung auf die kommenden 30 Minuten. Langweilig wird es bei Schmitt nämlich nicht, die Zeit ist gut gefüllt – wenn nicht gar überfüllt.

Grillenzirpen als Intro, aber nicht als Anspielung

Und so beginnt es: Tommi Schmitt tritt auf die Bühne, unter (eingespieltem) Applaus. Studiopublikum gibt es keines. Das Ziel der Sendung, so verriet Schmitt zuvor in der YouTube-Show „World Wide Wohnzimmer“, ist sehr simpel: „Spaß haben.“ Er habe keine ehrgeizigen Ziele, wolle nichts aufdecken, sondern eine „schöne, ruhige halbe Stunde“, eine Sendung, die „gar nicht so viel will.“ „Gewollt“ wirken Schmitts Gags an der ein oder anderen Stelle jedoch trotzdem.

In der ersten Hälfte ist Stand-Up angesagt. Ein humorvoller Wochenüberblick. Vor allem aber schnell. Schnell, schnell, schnell springt Schmitt von einem Gag zum nächsten, und das ohne Reaktion. Klar, Zuschauer*innen gibt es ja nicht. Dem eingespielten Applaus nach zu urteilen, wären eingespielte Lacher wohl möglich gewesen und hätten die Situation auflockern können. Die Ruhe um die Witze ist jedoch eine willkommene Abwechslung: So merkt man selbst doch am besten, was man wirklich lustig findet und was nicht. Doch die Ruhe verstärkt auch den Fokus auf Schmitt selbst, der zumindest in diesem Teil der Sendung noch leicht angespannt wirkt.

Eine Ahnung von "Gemischtes Hack"

Wer mit Tommi Schmitts Art bereits vertraut ist, beispielsweise aus seinem Podcast „Gemischtes Hack“, den er gemeinsam mit Comedian Felix Lobrecht betreibt, kann erahnen, welche Gags von anderen Autor*innen stammen und welche von Schmitt selbst – oder zumindest, welche seinem eigenen Humor am meisten entsprechen. Denn dann versteift er sich nicht mehr auf festgelegte Textzeilen. Nein, dann ist er endlich da, der Tommi, wie man ihn kennt und liebt: Locker, spontan und natürlich.

Bevor es allerdings zur zweiten Hälfte geht, dem Interview, gibt es noch einen Einblick in Schmitts Kopf. „Frontallappen 21“, zwei Stimmen aus Tommis Gehirn diskutieren miteinander. Das Thema: „Gendern oder sollte man es lassen?“ In knapp zwei Minuten werden die wichtigsten Argumente, die für und gegen das Gendern sprechen, präsentiert. Zugegeben: vieles davon kennt man bereits. Dennoch bietet dieser Teil der Sendung eine gelungene Übersicht zur aktuellen Diskussion. Witzig ist es nicht unbedingt, aber dafür informativ.

„Frontallappen 21“: Mit tiefen Einblicken

Es folgt das Highlight der Sendung. Im Interview ist diesmal Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT, bekannt aus dem ZEIT-Verbrechen-Podcast. Bevor es auf die Sessel geht, gibt es ein paar „schnelle Fragen im Stehen“. Damit erfragt Schmitt direkt zu Beginn einige Fakten über die Journalistin, zum Beispiel über ihren Kühlschrankinhalt, Kindheits-Literaturhelden und Lieblingsmörder. Vom ersten Augenblick an strahlen Rückert und Schmitt eine angenehme Atmosphäre und Sympathie aus, die die Sendung zunehmend auflockert. Und dann ist Tommi in seinem Element: Im Gespräch reagiert er spontan und witzig auf Rückerts Aussagen, ist sichtlich interessiert an seiner Gästin und agiert charmant und intelligent.

Nach einem (sehr kurzen) Ratespiel am Ende bleiben die Zuschauer*innen aber mit der Frage zurück: Ist das jetzt Comedy oder ernsthaftes Talk-Format? Mit der Einstellung „mal gucken, es ist halt `ne Show!“, wie Schmitt anfangs munter erklärte, verspielt er viel Potential auf eine durchaus interessante Sendung. Die Aufregung und das „zu viel von allem“ in der ersten Folge sei ihm aber verziehen.

Er selbst bezeichnet „Studio Schmitt“ schließlich als „Modell-Projekt“, und Modelle können angepasst werden. Mit einer klareren Ausrichtung könnte sich die Sendung schnell zu einer gelungenen Show entwickeln und sich, allein schon aufgrund Schmitts medialer Beliebtheit, neben den anderen Late-Nights etablieren. Und das darf sie ruhig auch wollen.