Ronneburg. 190 Traktoren entzücken die 4000 großen und kleinen Gäste

Es knattert, pufft und stinkt. „Das riecht nach alter Technik. Einfach herrlich.“ Jürgen Müller schließt die Augen. „Ich bin von der Küste, mache ein paar Tage Urlaub, treffe Freunde und will ein bisschen schnacken. Als Fan von Traktoren kann ich mich nicht sattsehen. Schauen Sie doch: Dieser Lanz ist eine Augenweide.“ Im nächsten Moment fachsimpelt der 65-jährige Seebär mit Männern, die das Gefährt von 1941 von allen Seiten untersuchen.

Zu den Stammausstellern des inzwischen 11. Traktortreffens am 1. Mai in Ronneburg sieht sich auch Kamillo Görler. „Meinen englischen Fordson N mit 26 PS, Baujahr 1942, hat aber mein Sohn Hermann von Gera hergefahren. Er gehört ihm nun. Ich bin doch inzwischen 89 Jahre, hatte am Montag Geburtstag und bin der älteste Teilnehmer.“ Eine Urkunde bezeugt dies. Schon 2018 wurde ihm ein solches Dokument überreicht.

190 Traktoren sind auf die Neue Landschaft gerollt und entzücken die großen und kleinen Gäste. Die weiteste Anreise liegt hinter André Schach. Er ist mit einem Famulus RS14, 36 PS, Baujahr 1960 aus Apolda angereist. Viele vorbeirauschende Autofahrer haben anerkennend genickt. Das macht stolz. Schließlich stecken eine Menge Arbeit und Geduld im Aufbau alter Maschinen. Knorres aus Reichenbach bei Aga können das bestätigen. Sie zeigen zwei Hanomags. Vater Berthold: „Den von meinem Großvater hatten wir zu DDR-Zeiten in der Scheune versteckt. Zwischen 1992 bis 1994 habe ich ihn restauriert. Alles zerlegt, wieder aufgebaut. Am schwersten war es, an originale Räder ranzukommen.“

Die Geschichte der Technik und die Entwicklung von Fahrzeugen faszinieren Erhard Bratfisch aus Caaschwitz. Verschmitzt fügt er hinzu: „Und natürlich die Schönheiten der Alten.“ Seine Hände streichen über die Motorhaube eines Gefährts. Mit roter Schrift steht Popeye auf dem schwarzen Pomßen-Schlepper DFZ 632, Baujahr 1988, von Damian Korol. „Weil die zwei Auspuffe an Popeyes starke Arme erinnern, habe ich ihn so genannt“, sagt der 38-Jährige aus Trünzig. Eine Stunde habe er bis Ronneburg gebraucht. „Der Industrieschlepper wurde von 1965 bis 1989 gebaut und fand zum Beispiel seinen Einsatz bei der NVA, bei der Post und im Bergbau. Einer war sogar auf dem Flughafen Havanna im Einsatz“, weiß Korol. „Der Pomßen-Schlepper soll nicht in Vergessenheit geraten. Jetzt will ich herausfinden, wie viele noch in Deutschland zugelassen sind.“ Ein Fan aus Wünschendorf habe dem 38-Jährigen sogar Ersatzteile für die 30 PS Maschine angeboten.

Modernste Landwirtschaftstechnik ergänzt die alte, die die meisten der 4000 Besucher ebenso an diesem Tag bewundern.

Ein unterhaltsamen Programm mit Musik und Schauvorführungen, unter anderem mit einem mobilen Sägewerk, einem Schmied, Kaninchen zum Anfassen, Hüpfburg, Traktorwippe sowie eine Oldtimerschau hat das 11. Traktortreffen bereichert.