Ronneburg. Die Ronneburgerin Kerstin Prozell ist seit Beginn dabei

Große Töpfe mit Pflanzen, lustige Vögel auf Zaunlatten aufgespießt oder dekorative Gefäße zwischen grünenden Büschen lassen die Augen verweilen. Ein kleines Refugium der Ruhe und des Schönen. Nach ein paar Stufen öffnet sich die Tür der Werkstatt von Kerstin Prozell im Ronneburger Gessentalweg. Hier kann sie ihre Ideen ausleben. Gebrauchs- und Zierkeramik entsteht. Aus einem Stück Ton formt sie einen Übertopf. Er bekommt den letzten Schliff, bevor er zum Austrocknen muss. „Mindestens 14 Tage, danach geht es in den Brennofen“, sagt die 54-Jährige. „Zweimal wird gebrannt, vier Stunden bei 970 Grad, dann bei 1270 Grad sechs Stunden mit Glasur.“ Sie ist Grün, obwohl sie sich Gletscherblau nennt. Der helle Streifen, der das Gefäß durchzieht, ist das Typische der Prozellschen Keramik. Manche Gefäße haben auch eine „geriffelte Oberfläche“, sagt die gelernte Töpfermeisterin. „Man muss mit der Zeit gehen.“

Die Jugend mag rote Glasur

Beliebt sei auch rote Glasur. „Die Farbe mag vor allem die Jugend. Geschirr und Gartenkeramik sind angesagt.“ Seit zwei Jahren werden gern Tassen mit Aufschrift von Namen der Beschenkten genommen. „Gegenwärtig töpfere ich fürs Geraer Stadtmuseum Bierkrüge. Darauf ist Geraer Höhler oder Geraer Fettnapp zu lesen.

Für den Töpfermarkt am Wochenende ist die Ware längst im Auto verstaut. Kerstin Prozell ist seit Beginn dabei, immer am selben Ort. „Über 100 Stände waren es anfangs und die Besucher völlig überfordert. Teilweise wurde Hausfrauenkeramik angeboten.“ Eben schlechte Qualität. Eine Jury, zu der Prozell gehört, wählt seitdem aus. Nur Gesellen und Meister dürfen Erstklassiges präsentieren. Die Nachfrage für Gera ist groß. Wer möchte nicht, inmitten eines historischen Ensembles, seine Waren offerieren. Gefragt seien viele Handschriften. „Denn die Besucher kommen schon gezielt und kaufen nach, schauen sich um, was es Neues gibt oder bestellen. „Marcel Reiß aus Bad Kissingen kommt immer mit außergewöhnlichen Windspielen. Das Keramik-Atelier Arend Harberts stellt seine beige, blaue Keramik mit dem Goldrand, als Markenzeichen, vor.“ Diese Exklusivität mache das Besondere des Geraer Marktes aus. Einmalig ist, dass ein Moderator zwei Tage lang mit dem Publikum den Töpfern über die Schulter schaut und fragt. Kerstin Prozell lobt die gute Vorbereitung und möchte sich im Namen aller bei den Organisatoren bedanken. Sie hofft, dass am Wochenende Petrus gnädig sei und Sonne schickt. Nur einmal in den Jahren war fast Land unter. „2013 als das Hochwasser uns alle überraschte. Ein Töpfer aus dem Harz musste gleich Samstag wieder abreisen, weil sein Haus unter Wasser stand. Wir anderen bauten unsere Stände am Sonntag auch zeitiger ab.“

Die Ronneburgerin ist oft auf Töpfermärkten zu finden, bei Wind und Wetter. Das mag der Nachwuchs nicht. Er fehlt auch in diesem Handwerk. „Unsere Innung zählt gerade mal noch um die 50 Töpfer.“

Prozell, die in Bürgel gelernt hat, möchte die Kreativität nicht missen. „Ich kann meine Ideen in die Gefäße tragen und es bleibt etwas von mir, das nicht Vergänglich ist.“

Eine Episode muss sie noch loswerden. „Ich habe sogar mal eine Auspuffanlage mit Lack bei 300 Grad gebrannt. Alles habe prima geklappt.“

Informationen

75 Töpfer aus ganz Deutschland präsentieren sich.

Aus Gera: Keramikwerkstatt Buschwerk Steffi Grafe

Aus der Region: Töpferei Kerstin Prozell Ronneburg; Keramikwerkstatt Schinnerling, Zeulenroda-Triebes; Keramische Werkstatt Laser aus Berga

Geöffnet: 25. Mai von 10 bis 18 Uhr, 26. Mai von 10 bis 17 Uhr

Die beiden Tagen moderiert Maik Fabisch, schaut und spricht mit den Töpfern.

Außerdem werden zwölf Händler dasein.