Lichtenberg. 2001 verschwand die neunjährige Peggy aus Lichtenberg. Ein Pilzsammler fand Teile ihres Skeletts im Juli 2016 in einem Wald im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Nun wurden die sterblichen Überreste des Mädchens beigesetzt.

Ihr ungeklärtes Schicksal bewegte die Menschen, der Fall war reich an Irrungen und Wirrungen: Das Mädchen Peggy verschwand 2001 in Oberfranken. Nun hat die Familie ihr Kind bestatten können.

Vor knapp 21 Jahren verschwand das damals neun Jahre alte Mädchen Peggy in Oberfranken - nun sind ihre sterblichen Überreste bestattet worden. Wie die Anwältin Ramona Hoyer im Auftrag der Familie am Montag mitteilte, fand die Bestattung am 6. April an einem geheimen Ort statt. "Wir wünschen uns, dass Ruhe einkehrt und uns der Raum zum Trauern gegeben wird", heißt es in der Erklärung von Peggys Mutter und der Familie.

Mädchen verschwand nach der Schule

Der Fall Peggy zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen Deutschlands mit etlichen Irrungen und teils spektakulären Wendungen. Im Mai 2001 verschwand das neunjährige Mädchen nach der Schule im oberfränkischen Lichtenberg (Landkreis Hof). Eine großangelegte Suchaktion - unter anderem mit Bundeswehr-Tornados - blieb ohne Erfolg. Die Polizei verfolgte etliche Spuren bis nach Tschechien und in die Türkei. Doch das Mädchen blieb verschwunden.

Leiche in Waldstück zwischen Bayern und Thüringen gefunden

2004 war zwar ein geistig behinderter Mann aus Lichtenberg als Peggys Mörder verurteilt worden, in einem Wiederaufnahmeverfahren kam er aber zehn Jahre später wieder frei. Erst 15 Jahre nach dem Verschwinden fand ein Pilzsammler in einem Waldstück an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen Peggys Leiche.

Polizei untersucht erneut Fundort von Peggys Leiche bei Rodacherbrunn

Mit schwerer Technik ist die Bayerische Polizei am Montag erneut am Fundort der Leiche eines seit 2001 vermissten Mädchens aus Lichtenberg im Einsatz.  Foto: Peter Hagen
Mit schwerer Technik ist die Bayerische Polizei am Montag erneut am Fundort der Leiche eines seit 2001 vermissten Mädchens aus Lichtenberg im Einsatz. Foto: Peter Hagen © zgt
Bereitschaftspolizisten und Ermittler suchen nach weiteren möglichen Skelett-Teilen des Mädchens sowie möglichen Gegenständen, die das Kind beim Verschwinden am 7. Mai 2001 bei sich hatte.  Foto: Peter Hagen
Bereitschaftspolizisten und Ermittler suchen nach weiteren möglichen Skelett-Teilen des Mädchens sowie möglichen Gegenständen, die das Kind beim Verschwinden am 7. Mai 2001 bei sich hatte. Foto: Peter Hagen © zgt
Bei der Suche nach dem Mörder der neunjährigen Peggy wird auch 15 Jahre später nichts unversucht gelassen.  Foto: Peter Hagen
Bei der Suche nach dem Mörder der neunjährigen Peggy wird auch 15 Jahre später nichts unversucht gelassen. Foto: Peter Hagen © zgt
Insbesondere wird ein Ablageort für Waldarbeiten näher untersucht.  Foto: Peter Hagen
Insbesondere wird ein Ablageort für Waldarbeiten näher untersucht. Foto: Peter Hagen © zgt
Am 2. Juli dieses Jahres hatte ein Pilzsammler aus Nordhalben zufällig die sterblichen Überreste des Kindes entdeckt.  Foto: Peter Hagen
Am 2. Juli dieses Jahres hatte ein Pilzsammler aus Nordhalben zufällig die sterblichen Überreste des Kindes entdeckt. Foto: Peter Hagen © zgt
Peggy, damals neun Jahre, war vor 15 Jahren in Lichtenberg spurlos verschwunden.  Foto: Peter Hagen
Peggy, damals neun Jahre, war vor 15 Jahren in Lichtenberg spurlos verschwunden. Foto: Peter Hagen © zgt
Polizeisprecher Jürgen Stadter betont, dass die neuerliche Untersuchung des Waldbodens langfristig geplant und nicht etwa aktuelle Hinweise der Auslöser gewesen wären.  Foto: Peter Hagen
Polizeisprecher Jürgen Stadter betont, dass die neuerliche Untersuchung des Waldbodens langfristig geplant und nicht etwa aktuelle Hinweise der Auslöser gewesen wären. Foto: Peter Hagen © zgt
Etwa 50 Einsatzkräfte der Polizei aus Bayern sind zunächst an diesem Montag nochmals bei den langfristig geplanten Suchmaßnahmen im Einsatz.  Foto: Peter Hagen
Etwa 50 Einsatzkräfte der Polizei aus Bayern sind zunächst an diesem Montag nochmals bei den langfristig geplanten Suchmaßnahmen im Einsatz. Foto: Peter Hagen © zgt
Mit schwerer Technik wird über die Jahre aufgeschütteter Waldboden abgetragen und das Erdreich nach möglichen Skelett-Teilen durchsucht.  Foto: Peter Hagen
Mit schwerer Technik wird über die Jahre aufgeschütteter Waldboden abgetragen und das Erdreich nach möglichen Skelett-Teilen durchsucht. Foto: Peter Hagen © zgt
Die Suchmaßnahme sollte bis Montag Abend andauern und gegebenenfalls auch noch am Dienstag fortgesetzt werden.  Foto: Peter Hagen
Die Suchmaßnahme sollte bis Montag Abend andauern und gegebenenfalls auch noch am Dienstag fortgesetzt werden. Foto: Peter Hagen © zgt
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Fall Peggy ist "Cold Case"

Doch auch das brachte bei den Ermittlungen keinen Durchbruch. Im Gegenteil, zeitweise wurde die Verwirrung noch größer: Eine DNA-Spur am Leichenfundort rückte den Fall sogar zeitweise mit den Verbrechen der rechtsextremen Terrorzelle NSU zusammen, was sich dann als Panne der Kriminaltechnik herausstellte. Die DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt war durch einen verunreinigten Zollstock an Peggys Fundort gelangt.

Ein weiterer Verdächtiger rückte in den Fokus der Polizei. Er gab zunächst zwar zu, Peggys Leiche in das Waldstück gebracht zu haben, widerrief später aber dieses Geständnis und kam auf freien Fuß. Im Oktober 2020 schließlich klappten Polizei und Staatsanwaltschaft die Aktendeckel zu, der Fall Peggy ist seitdem ein "Cold Case".

Ermittlungsunterlagen füllen rund 450 Aktenordner

In all den Jahren ging die Polizei laut eigenen Angaben 6400 Ermittlungsspuren nach und führte rund 3600 Vernehmungen durch. Spezialisten erstellten 250 Gutachten, die Ermittlungsunterlagen füllen rund 450 Aktenordner.

Die Leiche des Mädchens sei inzwischen freigegeben worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bayreuth am Montag. Peggys Familie bedankte sich nun ausdrücklich bei der Sonderkommission der Polizei, die zuletzt in dem Fall ermittelt hatte: "Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeitern der SOKO III für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und dass sie ihr Versprechen eingelöst und Peggy nach Hause gebracht haben."

Ermittlungen im Fall der verschwundenen Peggy eingestellt

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