Döringsdorf. Vier überlebensgroße Figuren stehen erneut nahe des heiligen Berges des Eichsfeldes. Landkreisbehörden prüfen aktuell die Rechtmäßigkeit, denn so einfach ist es wieder einmal nicht.

Da sind sie wieder. Bei Döringsdorf stehen erneut vier Figuren, die sogenannten „Wächter der Zeit“. Bereits im April hatten sie an fast gleicher Stelle für Aufsehen gesorgt.

Damals standen sie auf hessischer Seite, jetzt aber sind sie auf Eichsfelder Gebiet. Nahe des Kolonnenweges in Sichtweite des Eichsfeldkreuzes sitzen sie jetzt, sich gegenseitig den Rücken zuwendend, eine Flagge in Regenbogenfarben in der Mitte. In zahlreichen Sprachen sind zum Beispiel kaum leserlich die Worte „Liebe und Mitgefühl“, „Frieden und Gerechtigkeit“ auf dem Stoff zu lesen.

Auf der Fahne gibt es Mahnungen in mehreren Sprachen. Die Standarte steht inmitten der Wächter.
Auf der Fahne gibt es Mahnungen in mehreren Sprachen. Die Standarte steht inmitten der Wächter. © Funke Medien Thüringen | Eckhard Jüngel

Wie schon Mitte April handelt es sich um die „Guardians of time“ des österreichischen Kunstschaffenden Manfred Kielnhofer, wie auf den Figuren vermerkt ist. Kielnhofer nennt sich selbst einen „Guerilla-Künstler“, er ist umstritten. Seine „Wächter“ stehen unter dem Verdacht des Plagiates der Werke anderer Künstler. Kielnhofer stellte sie mehrfach ungenehmigt auf, er selbst fiel mehrfach durch antisemitische Äußerungen auf, viele österreichische Städte entfernten daraufhin die Kunstwerke aus dem öffentlichen Raum.

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Ungenehmigt auf Boden der katholischen Kirche

Im April wie auch jetzt sind sie, so bestätigt Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard (CDU), durch einen Mann namens Rolf „Ketan“ Tepel, der sich selbst als freien Künstler bezeichnet, aufgestellt worden. Im April hatte die Stadt Wanfried Amtshilfe geleistet und die Figuren durch ihren Bauhof abtransportieren lassen.

Sie standen unberechtigterweise und ungenehmigt auf dem Grund und Boden der katholischen Kirchengemeinde Wanfried, der das Gelände rund um das Eichsfeldkreuz und die Kapelle der Deutschen Einheit unterhalb des Hülfensberges gehört.

Auf den Regenbogenfarben wird für Friede und Liebe geworben.
Auf den Regenbogenfarben wird für Friede und Liebe geworben. © Funke Medien Thüringen | Eckhard Jüngel

Damals wie heute mag Wilhelm Gebhard die Hintergründe oder Intention der Aktion nicht bewerten. Abgeholt habe Rolf Tepel die Figuren auch erst wieder in der vergangenen Woche – nach Aufforderung durch die Stadt Wanfried. So lange waren sie im Bauhof eingelagert und nahmen ordentlich Platz weg.

„Dass Hessen jetzt nicht involviert ist, aber die Figuren in der Nachbarschaft stehen, macht die Sache aber nicht besser“, meint der hessische Bürgermeister. Laut Aussage Tepels stünden die Wächter nun mit Erlaubnis auf einem Privatgrundstück.

Trotzdem sei das nicht so einfach, sagt Gebhard. Er habe den freien Künstler darauf hingewiesen, er möge sich trotz einer womöglichen Erlaubnis einmal mit naturschutz- und baurechtlichen Belangen beschäftigen. Immerhin seien die Wächter nicht gerade klein und stünden nun am Kolonnenweg mitten im Grünen Band, das in Thüringen besonders geschützt und als Naturmonument ausgewiesen sei.

Geismars Bürgermeister Martin Kozber (CDU) – Döringsdorf ist ein Ortsteil von Geismar – bestätigt, dass er in diesem Fall nicht zuständig ist, sondern der Landkreis Eichsfeld. Dort sind seit dem frühen Donnerstagmorgen Ämter mit der rechtlichen Prüfung beschäftigt, unter anderem die Untere Naturschutzbehörde. Auch Kozber hält sich zurück in der Bewertung der Aktion.

„Nun ja“, meint er etwas ironisch. Man frage sich nach der Wertigkeit der Botschaft, die vermittelt werden soll, wenn man sich als Ort „eine Kulturhauptstadt wie Döringsdorf“ aussuche.

Wie genau es weitergeht, ob bau- oder naturschutzrechtliche Belange verletzt wurden, konnte in den Behörden des Landratsamtes Eichsfeld am Donnerstag noch nicht abschließend geklärt werden. Der Landkreis kann zumindest bestätigen, dass es sich um ein privates Grundstück, keine kommunale Fläche handelt.

Ob die Figuren dort widerrechtlich stehen, das befinde sich noch in der Prüfung, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. Noch seien die Informationen dazu unzureichend, um eine eindeutige Aussage treffen zu können, heißt es vom Umweltamt. Seitens der Naturschutzbehörde werde aktuell geprüft, ob das Aufstellen der Wächter an der jetzigen Stelle einer Genehmigung bedurft hätte. Aktuell sei man auch in der baurechtlichen Prüfung.

Und warum man sich immer Döringsdorf aussucht, auch da ist der Landkreis überfragt. Ob und wann die Figuren gar abgebaut werden müssen, dazu sei erst nach abgeschlossener Prüfung eine Aussage möglich.