Berlin. Zweite Klasse buchen, erste Klasse fahren – funktioniert das bei der Deutschen Bahn? Welche Tricks für ein Gratis-Upgrade sind legal?

Umgeben von grölenden Fußballfans, einer pubertierenden Schulklasse und schreienden Kindern wünscht man sich während einer Bahnfahrt in der zweiten Klasse manchmal nichts sehnlicher, als in der ersten Klasse sitzen zu können. Dort ist es meistens nicht nur ruhiger. Die erste Klasse der Deutschen Bahn (DB) hat auch einige andere Privilegien zu bieten: Neben dem gastronomischen Service am Sitzplatz und dem Zugang zu kostenfreien digitalen Zeitungen sind auch die Sitze komfortabler, es gibt mehr Beinfreiheit und es gibt eine bessere Wlan-Verbindung.

Dieser Luxus hat jedoch einen Haken: Eine Fahrt in der ersten Klasse ist im Vergleich zu einem Ticket in der zweiten Klasse meistens deutlich teurer. Doch es gibt Möglichkeiten, wie sich dieser Aufpreis verringern oder sogar vollständig umgehen lässt – und man trotzdem die Vorteile der ersten Klasse genießen kann.

Lesen Sie auch: Luxus-Fliegen: So kommen Sie kostenlos in die First Class

Deutsche Bahn: In der zweiten Klasse buchen und in der ersten reservieren – ist das legal?

Die Influencerin "how2shirli2" postete dazu ein Video auf TikTok, in dem sie in der ersten Klasse sitzt und dazu schreibt: "Zugticket für die 2. Klasse buchen, aber in der 1. Klasse reservieren". Sie hat das Zugticket also offensichtlich in der zweiten Klasse gebucht, unabhängig davon aber einen Sitzplatz in der ersten Klasse reserviert und somit insgesamt vermutlich weniger bezahlt, als wenn sie auch das Ticket in der ersten Klasse gekauft hätte.

Die Tiktokerin scheint mit diesem Trick erfolgreich gewesen zu sein, denn sie schreibt zu ihrem Video: "hat geklappt, lol". Ein anderer TikTok-User – laut eigenen Angaben ein Zugbegleiter in Ausbildung bei der Deutschen Bahn – kommentiert bestätigend, dass er bei dem Anblick einer solchen Fahrkarte so verwirrt wäre, dass er die Person "einfach durchwinken" würde.

Legal ist dieser Trick aber nicht, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt. Sie räumt zwar ein, dass es "rein technisch" funktioniere, eine solche Ticket- und Sitzplatzkombination zu buchen, diese jedoch nicht rechtens sei. "Nimmt man einen Platz in der 1. Klasse ein, benötigt man auch ein Ticket für die 1. Klasse", erklärt sie.

Wer Züge mit geringer Auslastung bucht, hat Chancen auf ein günstiges Upgrade

Um auf legalem Weg an ein günstiges Upgrade für die erste Klasse zu kommen, rät die DB-Sprecherin stattdessen dazu, ein Ticket für die zweite Klasse in Zügen mit geringer Auslastung in der ersten Klasse zu buchen. Kurz vor Reiseantritt verschickt die Bahn nämlich manchmal Upgrade-Gutscheine für die erste Klasse. Ein solches Angebot zu erhalten sei, so die Sprecherin, eben deutlich wahrscheinlicher, wenn man ein Ticket für einen "nachfrageschwächeren Tag bzw. in den Randzeiten gebucht hat".

Auf einigen Internetportalen wie beim Reisemagazin "unterwegs" wird genau das gegenteilige Verhalten empfohlen. Dort heißt es, man solle Uhrzeiten buchen, zu denen die Züge "zum Bersten voll sind". Das erscheine auf den ersten Blick zwar unlogisch, mache aber durchaus Sinn: Wenn die zweite Klasse übermäßig voll ist, dürfe man mit etwas Glück auch die erste Klasse nutzen, sofern diese nicht ebenfalls ausgebucht ist.

Lesen Sie auch: Deutschlandticket: Mit diesem Trick soll bald Schluss sein

Mit der BahnCard kann die erste Klasse günstiger sein als die zweite Klasse

Eine wohl ziemlich offensichtliche Möglichkeit, günstige Tickets für die erste Klasse zu erwerben, ist die Anschaffung einer BahnCard. Diese kostenpflichtige Rabattkarte der Deutschen Bahn bietet gegen einen unterschiedlich hohen jährlichen Preis verschiedene Ermäßigungen. Die BahnCard 25 der 1. Klasse kostet jährlich zum Beispiel 121 Euro und gewährt 25 Prozent Rabatt auf alle Flex- und Sparpreistickets. Laut der DB-Sprecherin lohne sich eine solche BahnCard oft schon ab der ersten Fahrt. Außerdem könne "die Rabattierung durch eine BahnCard 1. Klasse dazu führen, dass die Angebote der 1. Klasse günstiger sein können als die der 2. Klasse", erklärt die Sprecherin.

Abgesehen von der BahnCard gebe es laut DB-Sprecherin noch einige andere Tipps, die man beachten sollte, wenn man ein günstiges Ticket für die erste Klasse erwerben möchte. So seien die besten Angebote immer schnell vergriffen, daher lohne es sich häufig, das Zugticket so früh wie möglich zu buchen. Dabei könne einem auch die Bestpreissuche helfen, in der alle buchbaren Preise zur ausgewählten Verbindung übersichtlich dargestellt werden, so die Sprecherin. Der jeweils niedrigste verfügbare Preis des Tages werde gesondert hervorgehoben. Das seien jedoch "Schnäppchentipps", die man nicht nur für die erste Klasse, sondern für alle Tickets der Deutschen Bahn anwenden könnte.

Günstige Zugtickets über die ungarische Bahnseite kaufen – funktioniert das tatsächlich?

Ein weiterer angeblicher Geheimtrick: Auf TikTok wird unter der Überschrift "Geheimer Deutsche Bahn Ticket-Hack" in mehreren Videos über eine Internetseite namens www.mavcsoport.hu gesprochen. Dabei handelt es sich um die ungarische Bahnseite, auf der man Zugtickets innerhalb Deutschlands zu einem deutlichen günstigeren Preis als bei der Deutschen Bahn erwerben könne, wie zum Beispiel der TikToker "finanznerd" erklärt.

Zu beachten sei dabei lediglich, dass man bei der Zugsuche ein Ankunftziel in Ungarn auswählen müsse. Und zwar nicht, weil man tatsächlich nach Ungarn fahren möchte, sondern weil auf dem Weg dorthin der Zielbahnhof innerhalb Deutschlands liegt, an dem man dann problemlos aussteigen könne.

Und tatsächlich: Wenn man zum Beispiel kurzfristig von Hamburg nach Wien fahren möchte, kostet das bei der Deutschen Bahn in der 1. Klasse ohne BahnCard 391,55 Euro. Wenn man nun auf der ungarischen Seite nach einem Zug schaut, der von Hamburg über Wien nach Budapest fährt, stellt man fest: Eine Fahrt in der ersten Klasse kostet gerade einmal ein Drittel, nämlich genau 130,50 Euro.

Wenn man eine kurzfristige Zugfahrt von Hamburg nach Wien buchen möchte, kostet das knapp 400 Euro.
Wenn man eine kurzfristige Zugfahrt von Hamburg nach Wien buchen möchte, kostet das knapp 400 Euro. © Screenshot bahn.de | Clara Andersen
Erstaunlich: Würde man genau den gleichen Zug auf der ungarischen Bahnseite buchen, kostet er nur ein Drittel.
Erstaunlich: Würde man genau den gleichen Zug auf der ungarischen Bahnseite buchen, kostet er nur ein Drittel. © Screenshot www.mavcsoport.hu

Dabei handelt es sich nicht etwa um einen anderen Zug. Aus den Reisedetails geht hervor, dass es sich um den gleichen ICE von Wien nach Hamburg handelt. Für den selben Zug am selben Tag und zur selben Uhrzeit kann man mit diesem einfachen Trick also jede Menge Geld sparen und noch dazu in der ersten Klasse fahren. Zu beachten ist allerdings, dass die preislichen Unterschiede nicht für alle Zielorte und für alle Uhrzeiten so immens sind. Es gibt auch Angebote, bei denen sich die Preise der beiden Anbieter kaum unterschieden.