Berlin. Feierabend um 14 Uhr, weil es im Rathaus keine Klimaanlage gibt? Über den öffentlichen Dienst gibt es eine Menge kuriose Geschichten.

Die Sonne knallt, die Luft drückt und die Konzentration lässt nach. Für Schülerinnen und Schüler kann es dann schon mal heißen: "hitzefrei"! Arbeitnehmer hingegen haben generell keinen Anspruch auf einen früheren Feierabend, wenn die Temperaturen nach oben klettern. Allerdings gibt es Ausnahmen – und wie steht es eigentlich um Beamtinnen und Beamte. Bekommen Angestellte im öffentlichen Dienst hitzefrei?

Grundsätzlich gilt: Egal ob im Büro, im Homeoffice oder in der Produktion – ein allgemeines Recht auf hitzefrei ab einer bestimmten Temperatur gibt es nicht. Da hilft es auch nichts, bei Staat, Land oder Kommune beschäftigt zu sein. Allerdings gibt es Vorschriften, die Arbeitgeber einhalten müssen. Dazu gehören eine Reihe von Schutzmaßnahmen, die Arbeitgeber treffen müssen, um die Gesundheit der Arbeitnehmer nicht zu gefährden.

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Sollte es trotz all dieser Maßnahmen dazu kommen, dass die Lufttemperatur im Büro auf mehr als 35 Grad steigt, ist der Raum laut Arbeitsschutzrecht nicht mehr als Arbeitsplatz geeignet. Ausnahmen bleiben, etwa wenn Luftduschen oder Wasserschleier installiert sind, oder die Arbeiter mit Hitzeschutzkleidung ausgestattet sind. Auch wenn die Temperatur im Raum wieder auf unter 35 Grad fällt, kann er wieder genutzt werden. Steht jedoch all das und auch kein anderer Raum für die Arbeit zur Verfügung, bleibt dem Arbeitgeber kaum noch eine Wahl: Dann kann es tatsächlich passieren, dass er seine Arbeitnehmer nach Hause schickt – hitzefrei!

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Hitzefrei für Beamte: Rekordsommer bescherte Angestellten frühen Feierabend

Und tatsächlich ist das in der Vergangenheit im öffentlichen Dienst bereits geschehen. So wurden beispielsweise Beamte der Stadt Lingen in Niedersachsen im Juli 2019 früher nach Hause geschickt. Das Bürgeramt verkürzte die Öffnungszeiten und auch die Außenstellen wie Stadtbibliothek, Kulturamt oder Stadtarchiv machten wegen der Hitze schon um 15.00 Uhr dicht. In der Stadt herrschten damals um die 39 Grad.

In den Büros der Stadt kletterten die Temperaturen immerhin auf 32 oder 33 Grad. "Je höher man in den Etagen kommt, desto wärmer ist es", erklärte eine Sprecherin damals. Klimaanlagen gab es damals in den betroffenen Gebäuden nicht.

Auch in Berlin schickten im August 2018 einige Senatoren ihre Mitarbeiter früher nach Hause und ermöglichten zeitweise sogar die Arbeit im Homeoffice – damals ein Novum. Der "Tagesspiegel" titelte: "Berliner Senat Feierabend um 14 Uhr" und empörte sich über die vermeintlich verwöhnten Beamtinnen und Beamten. Auch damals war der Mangel an Klimaanlagen ausschlaggebend für die Entscheidung, die Beamten im Zweifel früher nach Hause gehen zu lassen. (lro)

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