Berlin. Noch immer brennt auf der Nordsee ein Frachtschiff. Es auf See zu löschen, scheint kaum möglich. Was die Brandbekämpfung so erschwert.

  • Seit Mittwoch steht in der Nordsee ein Frachtschiff in Flammen
  • Es ist aktuell unmöglich, den Brand auf dem Meer zu löschen
  • Nun wird ein neuer Versuch unternommen, das Schiff zu bergen

Spezialisten wollen den brennenden Auto-Frachter "Fremantle Highway" bergen, womöglich noch am Wochenende. Noch konnten die Experten das Schiff nicht mal betreten. Es ist dafür noch zu heiß.

Löschboote versuchen von außen, mit Wasser den Schiffsrumpf zu kühlen, um die Temperaturen zu drücken und die Festigkeit des Stahls zu erhalten. Am Donnerstag musste die Kühlung unterbrochen werden – zu viel Seewasser war ins Boot geraten. Das Problem: Das Wasser fließt nicht ab. Das Schiff wird dann schwerer und letztlich zum Sinken gebracht.

Brennender Autofrachter: Feuer an Bord kaum zu löschen

Die Sorge ist groß, dass der Frachter vor der niederländischen Nordsee-Insel Ameland auseinanderbricht. Vorsorglich wird es von einem Schiff zur Bergung von Öl begleitet. Auf der deutschen Insel Borkum etwa – rund 60 Kilometer vom Ort der Havarie entfernt – fürchtet man denn auch schwere Umweltschäden. An Bord sind auch 2.000 Tonnen Schweröl.

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Der letzte Vorfall dieser Art ist eineinhalb Jahre her und endete dramatisch. Ein Frachter mit fast 4.000 Autos der VW-Gruppe – darunter 189 Bentleys und 1100 Porsches – liegt nahe den Azoren in einer Tiefe von 3.500 Metern auf dem Grund des Atlantiks. Die Besatzung hatte damals die Treibstofftanks noch versiegeln können, bevor das Schiff sank.

Die "Fremantle Highway", die unter der Flagge von Panama fährt und auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur war, ist laut Küstenwache in einer "stabilen Situation". Am Freitag sind von außen keine Flammen zu sehen. Das Feuer kann indes jederzeit wieder aufbrechen.

Schiff wird mit Wasser gekühlt und abgeschleppt

Die Hitze ist so groß, dass die Feuerwehr nicht an Bord gehen kann. Die 23-köpfige Crew hatte versucht, das Feuer zu löschen. Aber die Flammen breiteten sich so schnell aus, dass die Besatzung evakuiert werden musste. Einige Seeleute sprangen rund 30 Meter tief in die Nordsee. Ein Mann starb, die anderen wurden leicht verletzt.

In solchen Situationen verfolgen die Spezialisten zwei Ziele. Zunächst versuchen sie, den Frachter von außen mit Wasser zu kühlen. Das eigentliche Ziel ist, das Schiff abzuschleppen und in einen Hafen zu bringen. Es soll nicht abdriften und die Schifffahrtsroute nach Deutschland blockieren.

Bei solchen Unglücken geht der Notruf an der deutschen Küste beim Havariekommando in Cuxhaven ein. Dort wird ein Einsatzplan entwickelt. Die Bergung selbst ist Spezialistenarbeit von Firmen wie dem niederländischen Unternehmen Smit Internationale.

"Löscharbeiten" und Bergung sind absolute Spezialistenarbeit

Der Frachter hat 3.800 Autos geladen. Die Decks sind dicht an dicht mit Fahrzeugen vollgestellt. Die Gänge sind eng, Rauchgase können kaum abziehen. Schon deswegen hatte die Crew keine Chance, mit einem Schlauch zum Brandherd vorzudringen. An Bord sind 500 Elektroautos.

Eines davon könne in Brand geraten sein, wie spekuliert wird. Wenn die Lithium-Ionen-Batterien von E-Fahrzeugen Feuer fangen, ist die Gefahr groß, dass die Flammen auf das nächste Auto übergreifen.

Der Frachter
Der Frachter "Fremantle Highway" brennt in der Nordsee oberhalb von Ameland. Die Lage ist nach Angaben der Küstenwache stabil. © dpa

Sobald die Feuerwehr an Bord gehen kann, schiebt sie unter E-Autos eine Bodendüse. Brennende Elektroautos werden nicht von oben, sondern von unten gelöscht. Man bringt gezielt viel Wasser unter das Auto, um das Akku zu kühlen. Im Hafen zieht die Feuerwehr das Auto mit einem Radlader von Bord und lässt es kontrolliert abbrennen.

Elektroautos haben kein größeres Brandrisiko

Eine generell erhöhte Gefahr durch E-Autos sieht Carsten-Michael Pix von Deutschen Feuerwehrverband nicht. "Mir ist nicht bekannt, dass von E-Autos ein höheres Brandrisiko ausgeht als von Verbrennern", sagte er unserer Redaktion. Als Brandursachen kämen Verarbeitungsfehler, ein Unfallgeschehen oder eine externe Einwirkung in Frage.

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Schon beim Brand auf der Autofähre "Felicity Ace" ging man davon aus, dass das Feuer durch einen defekten Akku verursacht worden war. Es griff auf weitere E-Autos über, die das Feuer weiter entfachten, bis die Temperaturen eine Höhe erreichten, bei der niemand das Deck betreten konnte. Zweifelsfrei ermitteln ließ sich die Ursache damals nicht.