Berlin. Der Strandurlaub im Norden Deutschlands könnte vorerst ins Wasser fallen: Bis Dienstag fegt Sturmtief Zacharias über Nord- und Ostsee.

Unverhofft und außergewöhnlich: "Zacharias" sorgt für Aufsehen, da das Sturmtief in dieser Jahreszeit über Deutschland hinwegzieht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat wegen des ungewöhnlichen Phänomens eine Sturmwarnung für Schleswig-Holstein und Hamburg ausgegeben, die von Montag bis in die Nacht zum Dienstag gültig ist. Michael Knobelsdorf vom DWD betonte, dass vor allem die Ost- und Westküstenregionen Schleswig-Holsteins betroffen sein werden.

Laut der Warnung können stürmische Böen oder Sturmböen aus Nordwesten mit Geschwindigkeiten zwischen 60 und 80 Kilometern pro Stunde auftreten. Besonders auf Fehmarn und den Nordfriesischen Inseln ist sogar mit schweren Sturmböen von bis zu 100 Kilometern pro Stunde zu rechnen.

Lesen Sie hier: Gewittertierchen sagen Gewitter voraus – oder etwa nicht?

Hamburg und Nordsee: "Zacharias" soll Sturmflut auslösen

In Hamburg wird "Zacharias" voraussichtlich am Montagabend für eine Sturmflut sorgen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) rechne für Montagabend gegen 21.44 Uhr mit ungewöhnlich hohen Wasserständen um 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser, sagte ein Sprecher des BSH der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei riet Bürgern, das betroffene Gebiet rund um die Hamburger Elbe zu meiden und vor allem tiefer gelegene Gebiete zu verlassen, insbesondere in Elbnähe sowie der HafenCity und im Hafen. Fahrzeuge sollten in höher gelegene Gebiete gebracht werden.

Auch an der Nordseeküste könnte es laut den Vorhersagen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine Sturmflut geben. Diese beginnt an der Nordsee ab einem Wasserstand, der mehr als 1,5 Meter über dem mittlerem Hochwasser liegt. Unter anderem für Husum, Büsum sind für Montagabend Wasserstände zwischen 1 und 1,5 Metern vorhergesagt.

Der ungewöhnliche Zeitpunkt dieses Sturms veranlasst Experten, zu betonen, dass "Zacharias" eine Ausnahmeerscheinung sei. Michael Knobelsdorf erklärte, dass solche Stürme eher im Herbst als im Hochsommer zu erwarten wären. Die Entstehung des Sturmtiefs sei das Ergebnis der Verschmelzung zweier Tiefdruckgebiete, die von Großbritannien und Italien in Richtung Polen zogen. Das Hauptwindfeld befindet sich über der südlichen Ostsee, was auch für stürmisches Wetter in Niedersachsen sorgt.

Experten des Sturmflutwarndienstes beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) rechnen infolge des kräftigen Nordwestwindes mit höheren Wasserständen. Nach Angaben der Behörde besteht die Gefahr einer leichten Sturmflut.

Lesen Sie auch: Wacken-Festival verhängt Einlass-Stopp für Besucher

Hiddensee: Urlauber werden gebeten, erst Mittwoch an- und abzureisen

Einige Fährbetriebe sagten wegen des erwarteten Hochwassers und des Sturms außerdem Fährfahrten für Montagnachmittag ab. Fahrplanänderungen gab es etwa für die Inselverkehre von und nach Wangerooge und Spiekeroog, wie die Fährgesellschaften im Internet mitteilten.

Da das Sturmtief über der Ostsee stabil liege, sei mit einer Abnahme des Windes an der niedersächsischen Küste erst ab Mittwoch zu rechnen, sagte der DWD-Meteorologe. Im Binnenland soll der Wind bereits in der Nacht zum Dienstag nachlassen.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern machen sich bereits die Auswirkungen von Zacharias bemerkbar: Die Fährverbindungen zu den Inseln Hiddensee und Rügen sind eingestellt worden. Zur Insel Hiddensee sei der gesamte Fährverkehr für Montag und Dienstagvormittag betroffen. Es finde auch kein Wassertaxi-Verkehr statt, teilte die Reederei Hiddensee mit. "Wir bitten alle Urlauber, die Montag oder Dienstag an- oder abreisen wollten, ihren An- oder Abreisetag auf Mittwoch zu verlegen", heißt es.

Lesen Sie hier: Slowenien kämpft mit "Apokalypse biblischen Ausmaßes"

Urlauber und Anwohner sollen den Wetterwarnungen folgen

Der Verkehr auf und nach Rügen ist ebenfalls vom Unwetter in Mitleidenschaft gezogen: Bis Dienstagvormittag werden die Wittower Fähre im Norden Rügens und die Rügen-Fähre zwischen Glewitz und Stahlbrode sowie alle Fahrten mit dem Fahrgastschiff "Altefähr" auf der Linie Stralsund-Altefähr und zurück eingestellt, wie die Weiße Flotte mitteilte. Auch die Robbenfahrten und der Fahrgastverkehr zwischen Sellin, Baabe, Gager, Thiessow und Lauterbach fallen wetterbedingt erstmal aus.

Die von Rostock aus verkehrende Fährreederei TT-Linie warnte, dass es aufgrund der schlechten Wetterbedingungen in Trelleborg/Schweden am Montag zu Stornierungen und Fahrplanänderungen für Abfahrten ab Travemünde, Rostock und Trelleborg kommen könnte. Betroffene Kunden würden von TT-Line informiert.

Für Urlauber und Anwohner in den betroffenen Gebieten sei laut des DWD-Meteorlogen nun wichtig, den Wetterwarnungen zu folgen und angesichts dieser ungwöhnlichen Wetterlage achtsam zu bleiben. "Insbesondere herabfallende Äste können gefährlich werden, von einem Waldspaziergang würde ich daher abraten", sagte Knobelsdorf.

Sturm in Norddeutschland: Auch Deutsche Bahn betroffen

Auch Bahnreisende mussten sich am Montag in Schleswig-Holstein auf erhebliche Beeinträchtigungen des Zugverkehrs einstellen. Wie die Deutsche Bahn auf Twitter mitteilte, könne es aufgrund des Unwetters noch bis zum morgigen Dienstag zu Beeinträchtigungen kommen. Da der Boden wegen des anhaltenden Regens sehr aufgeweicht sei, müsse damit gerechnet werden, dass in Gleisnähe Bäume umstürzen könnten, sagte eine Bahnsprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

Bange blickten die Veranstalter der Multivan Kitesurf Masters in St. Peter-Ording auf das Wetter. Die Veranstaltung soll eigentlich von Mittwoch bis Sonntag stattfinden. Doch wegen des Sturms und des Hochwassers stehe das Sportevent auf der Kippe, teilte der Veranstalter Choppy Water GmbH am Montag mit. In der Nacht werde sich zeigen, ob die Veranstaltung stattfinden könne. Bei den Multivan Kitesurf Masters wird der Titel des „Deutschen Meisters“ vergeben. Bis Sonntag würden Zehntausende Besucher erwartet, hieß es.(cla/dpa)