Mit der Ausgrabung und Restaurierung von Räumen in der Pyramide von Sahure ist ein bemerkenswerter archäologischer Durchbruch gelungen.

  • Die Restauration der Sahure-Pyramide in Ägypten enthüllt verborgene Grabkammern
  • Die Forscher feiern den Fund als "Meilenstein"
  • Das Geheimnis der 4500 Jahre alten Pyramide wird Stück für Stück gelüftet

Absuir/Ägypten. Bereits vor rund 190 Jahren vermutete der britischer Ägyptologe John Perring weitere Kammern in der Pyramide von Sahure. Doch große Schuttmengen verhinderten eine genauere Untersuchung.

Umso überraschter war ein ägyptisch-deutsches Team, als sich nun zeigte, dass Perring offenbar doch recht gehabt hatte. Nachdem sie den Schutt weitgehend entfernt hatten, öffnete sich der Zugang zu bislang acht unentdeckten Lagerräumen. Wenngleich diese teils stark beschädigt sind, konnten die Forschenden Reste der ursprünglichen Wände und Teile des Bodens erkennen.

Damit ist dem Forscherteam um den Ägyptologe Mohamed Ismail Khaled von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ein bemerkenswerter archäologischer Durchbruch gelungen. Ursprünglich war ihr Ziel, den Unterbau der Sahure-Pyramide zu sichern. Dabei konzentrierten sie sich auch darauf, die verschütteten Kammern freizuräumen, die Pyramide von innen zu stabilisieren und so einen weiteren Einsturz zu verhindern.

Von links nach rechts: Außenansicht der Pyramide. Ein mit Stahlträgern abgesicherter Gang. Einer der entdeckten Lagerräume.
Von links nach rechts: Außenansicht der Pyramide. Ein mit Stahlträgern abgesicherter Gang. Einer der entdeckten Lagerräume. © Mohamed Khaled/Uni Würzburg

Pyramide von Sahure
OrtAbusir
ErbauerSahure
Ursprüngliche Höhe47 Meter
Basis78,75 Meter
Bauzeit5. Dynastie

Ägypten: Archäologen machen bei Restaurierungsarbeiten spektakulären Fund

Dabei fanden Khaled und seine Kollegen Spuren eines niedrigen Gangs. In Fachkreisen war dessen Existenz umstritten. "Dabei ist es uns gelungen, die bisher unzugänglichen Grabkammern der Pyramide zu sichern und zu dokumentieren", berichtete Khaled. Weiter haben die Forschenden bei der Ausgrabung und den Restaurierungsarbeiten einige Räumen freigelegt, bei denen es sich um Lager für die königlichen Grabbeigaben gehandelt habe, vermuten sie.

Mohamed Khaled leitet die Ausgrabungen an der Pyramide von Sahura.
Mohamed Khaled leitet die Ausgrabungen an der Pyramide von Sahura. © Lutz Ziegler/Egyptian Ministry of Tourism & Antiquities

Dies gelang ihnen unter Einsatz moderner Technik. Mittel 3D-Laserscannings haben die Archäologen detaillierte Untersuchungen im Inneren der Pyramide durchgeführt. Damit konnten sie eine umfassende Kartierung sowohl der weitläufigen Außenbereiche als auch der engen Gänge und Kammern im Inneren vornehmen. Diese Dokumentation der neuen Räume habe das Verständnis für das Innenleben der Pyramide erheblich verbessert, berichten die Forschenden. Um die strukturelle Integrität der Räume zu gewährleisten und sie gleichzeitig für künftige Studien und potenziell für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben sie bei der Restaurierung nach eigenen Angaben Wert auf ein Gleichgewicht zwischen Erhaltung und Präsentation gelegt.

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Darum liefert die Entdeckung neue Erkenntnisse auch für andere ägyptische Pyramiden

Die Forschenden sprechen von einem „bedeutenden Meilenstein“ im Verständnis der historischen Bedeutung der Sahure-Pyramide. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Architektur der Pyramide von Pharao Sahure. Weiter haben diese neuen Funde das wissenschaftliche Verständnis für die Architektur und das Innenleben der Pyramide verbessert. Zugleich bringen sie neue Erkenntnisse auch für andere ägyptische Pyramiden. Zum Beispiel: Die in ihr entdeckten Lagerräume liefern neue Erkenntnisse darüber, wie sich die Pyramidenstrukturen in Ägypten historisch entwickelt haben.

Zum geschichtlichen Hintergrund: Die Sahure-Pyramide gehört zum UNESCO-Welterbe. Sie liegt etwa 25 Kilometer südwestlich von Kairo in der Nekropole des Dorfes Abusir. Als erster und namensgebender König wurde in dieser Begräbnisstätte Sahure bestattet, der zweite König der altägyptischen Fünften Dynastie, der von 2490 bis 2475 vor Christus herrschte. Der von ihm in Auftrag gegebene Pyramidenkomplex wurde noch vor seinem Tod fertiggestellt. Das 47 Meter hohe Bauwerk der Hauptpyramide hat eine nahezu quadratische Grundfläche mit einem Basismaß von 78,75 Metern (150 Königsellen). Ihre Bauweise gilt als Standard für viele nach ihr gebaute Grabstätten in Ägypten.

Darum könnte die Entdeckung die Entwicklung der Pyramidenstruktur revolutionieren

Erstmal wurde die Pyramide von Sahure 1836 erstmals von John Perring erforscht. Bei den Untersuchungen der Grabkammer fiel dem britischen Ägyptologen eine Struktur auf, die er für einen niedrigen Durchgang hielt. Der Ägyptologe vermutete, dass von dort ein Gang zu einem Magazinbereich führen könnte. Jedoch verhinderten große Schuttmengen eine genauere Untersuchung. Aufgrund dessen und des schlechten Erhaltungszustands im Innenraum der Pyramide war daher eine genaue Rekonstruktion des Pyramidenaufbaus bisher nicht möglich gewesen.

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Einige Jahre später, um 1907, erforschte der deutsche Ägyptologe Ludwig Borchardt die Pyramide weiter. Dabei stellte er Perrings Vermutungen in Frage – auch andere Experten schlossen sich Borchardts Meinung an. Der überraschende Fund von Khaleds Team bestätigt nun Perrings Beobachtungen:

Die Forschenden legten den Gang frei und fanden dahinter bislang acht Lagerräume. Zwar seien die nördlichen und südlichen Teile und insbesondere die Decke und der ursprüngliche Boden stark beschädigt, es seien jedoch noch Reste der ursprünglichen Wände und Teile des Bodens zu sehen, berichten Khaled und seine Kollegen. Sie gehen davon aus, dass die Lagerräume die königlichen Grabbeigaben enthielten. Laut den Forschern könnte die neue Entdeckung und Restaurierung der Lagerräume den Blick auf die historische Entwicklung der Pyramidenstrukturen revolutionieren und bestehende Paradigmen auf diesem Gebiet in Frage stellen.

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