Berlin. Nach 48 Jahren Gefängnis wurde ein irrtümlich wegen Mordes verurteilter Mann freigesprochen. Damit hält er einen traurigen Rekord.

Mehr als 48 Jahre lang saß der heute 71-Jährige Glynn Simmons in amerikanischen Gefängnissen – völlig unschuldig. Der im US-Bundesstaat Oklahoma irrtümlich wegen Mordes verurteilte Simmons ist am Dienstag nun offiziell von einer Richterin freigesprochen worden. Damit hält er nach Angaben des Projekts The National Registry of Exonerations einen traurigen Rekord: In der US-Geschichte ist er der am längsten unschuldig inhaftierte Mensch, der schließlich freigesprochen wurde.

Simmons war genau genommen 48 Jahre, einen Monat und 18 Tage im Gewahrsam der US-Strafvollzugsbehörden, bevor er im Juli freikam. Die Richterin Amy Palumbo hatte damals Simmons Verurteilung aufgehoben. Am Dienstag erfolgte der offizielle Freispruch. „Auf diesen Tag haben wir lange, lange gewartet“, sagte Simmons im Anschluss. „Wir können endlich sagen, dass Gerechtigkeit geübt wurde.“

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Simmons wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt – beteuerte aber seine Unschuld

Simmons und ein weiterer Verdächtiger, Don Roberts, wurden 1975 wegen Mordes verurteilt. Sie sollen bei einem Raubüberfall den Mitarbeiter eines Spirituosengeschäfts in der Stadt Edmond getötet haben. Beide bekamen dafür das Todesurteil, das später in lebenslange Haftstrafen umgewandelt wurde. Die Verurteilung hatte lediglich auf der Aussage einer Jugendlichen basiert, die bei dem Raubüberfall eine Schussverletzung am Kopf erlitten, aber überlebt hatte.

Sie gab in der Folge an, Simmons und Roberts wiederzuerkennen. Später gab es erhebliche Zweifel an der Verlässlichkeit dieser Aussage. Beide Männer hatten während des Prozesses beteuert, sich zum Zeitpunkt der Tat nicht einmal in Oklahoma aufgehalten zu haben. Roberts wurde bereits im Jahr 2008 aus dem Gefängnis entlassen.

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Justizsystem der USA ist berüchtigt für schwere Fehlurteile

Simmons dürfte nun Anspruch auf eine Entschädigungszahlung haben. „Was getan wurde, kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber es könnte Rechenschaftspflicht geben“, sagte der Freigesprochene. Laut der BBC stehen in Oklahoma irrtümlich verurteilten Häftlingen bis zu 175.000 Dollar zu.

Eine der höchsten Entschädigungssummen jemals wurde an zwei Brüder aus North Carolina ausgezahlt, die mehr als 30 Jahre lang unschuldig für den Mord an einem kleinen Mädchen eingesperrt waren. Ein Zivilgericht verurteilte den Bundesstaat North Carolina zu einer Zahlung von 75 Millionen Dollar Schadensersatz

In den USA kommt es immer wieder zu schweren Fehlurteilen. Betroffen sind oft Angehörige von Minderheiten wie Afroamerikaner, die sich häufig keine guten Anwälte leisten können. Kritiker sehen einen systemischen Rassismus im US-Justizsystem.

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