Frankfurt am Main. Seit rund 20 Jahren steht das Alte Polizeipräsidium leer. Spektakuläre Kriminalfälle wurden dort bearbeitet. Die wichtigsten Infos.

Einst war es ein prunkvolles Symbol der Staatsgewalt. Heute ist es ein verlassenes Gebäude voller Trümmer. Der Putz bröckelt von der Decke und zahlreiche Graffiti zieren die Wände. Das Alte Polizeipräsidium in der hessischen Landeshauptstadt Frankfurt verfällt zunehmend. Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren steht das Gebäude leer. Nachdem die Polizei Anfang der 2000er hier ausgezogen ist, wurden die Flächen anfangs noch für Veranstaltungen genutzt. Mittlerweile finden hier noch Lost-Place-Führungen statt.

Das sind die Fakten zum Alten Polizeipräsidium im Überblick:

  • Adresse: Friedrich-Ebert-Anlage 11, 60327 Frankfurt
  • Führungen: über frankfurter-stadtevents.de
  • Geschichte: Bau von 1911 bis 1914, Sitz der Frankfurter Polizei von 1914 bis 2002, seit 2002 Lost Place, 2018 an Investor verkauft
  • Status: Aktueller Lost Place

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Das Alte Polizeipräsidium steht mitten im Zentrum Frankfurts. 
Das Alte Polizeipräsidium steht mitten im Zentrum Frankfurts.  © picture alliance / Schoening | picture alliance / Schoening

Lost Place in Frankfurt: Wo liegt das Alte Polizeipräsidium genau?

Das Gebäude steht an der Friedrich-Ebert-Anlage 5–11 im Frankfurter Stadtteil Gallus, das sich zwischen Mainzer Landstraße im Süden, Ludwigstraße im Westen und Hohenstaufenstraße im Norden erstreckt. Das Grundstück umfasst insgesamt rund 15.000 Quadratmeter. In der Nachbarschaft liegen unter anderem die Falkschule und die evangelische Matthäuskirche. Auch der Frankfurter Hauptbahnhof ist fußläufig erreichbar. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln das Alte Polizeipräsidium erreichen will, kann mit den Straßenbahnlinien 10, 11, 14, 15, 16, 17 und 21 bis zur Haltestelle Platz der Republik fahren. Von dort aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß.

Ausgangslage: Seit 2002 steht das Frankfurter Polizeipräsidium leer

Das Polizeipräsidium entstand vor mehr als 150 Jahren, genauer im Jahr 1886. Bis 2002 war es im Betrieb. Doch wegen der zunehmenden räumlichen Enge zog die Frankfurter Polizei in einen Neubau an der Adickesallee im Nordend.

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Das Alte Polizeipräsidium wurde aufgegeben. Das Gebäude steht seit dem weitgehend leer. Bis 2010 wurden dort Veranstaltungen durchgeführt. Heute steht es unter Denkmalschutz.

Seit langem verwaist ist der einst prachtvolle Treppenaufgang im Alten Polizeipräsidium in Frankfurt.
Seit langem verwaist ist der einst prachtvolle Treppenaufgang im Alten Polizeipräsidium in Frankfurt. © picture alliance/dpa | picture alliance / Boris Roessler

Lost Places: Das macht das Alte Polizeipräsidium so besonders

In dem Gebäude des Alten Polizeipräsidiums wurden aufsehenerregende Kriminalfälle bearbeitet. Dazu zählt etwa der bis heute ungeklärte Mord an der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt. Bei den polizeilichen Ermittlungen soll sich herausgestellt haben, dass Rosemarie in den 1950er-Jahren Kontakt zu bedeutende Persönlichkeiten gehabt haben soll. Der unbestätigte Verdacht: Einflussreiche Menschen aus Wirtschaft und Politik könnten die Aufklärung des Mordfalls verhindert haben. Bis heute konnte dieser nie aufgeklärt werden.

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Zu den weiteren spektakulären Fällen zählen:

  • Prostituiertenmorde im Kettenhofweg
  • Kaufhausbrände, die die späteren RAF-Terrorristen Andreas Baader und Gudrun Ensslin legten
  • Hammermörder, der sechs Obdachlose getötet hat
  • Thomy-Erpresser, der Lebensmittel mit Blausäure versetzt hat

Bekannt ist das Gebäude unter anderem aber auch für eine kuriose Wendung der ruhmreichen Kriminalgeschichte: Nachdem die Frankfurter Polizei dort ausgezogen war, richtete ausgerechnet der Rockerclub Hells Angels in einem der Nebengebäude einen Boxring ein. Der Name des Clubs: „Präsidium 19/11“.

Lost Places: Diese Pläne gibt es, das alte Polizeipräsidium wieder zu nutzen

2018 verkaufte das Land Hessen das Alte Polizeipräsidium an einen Investor. Die Kosten: 212,5 Millionen Euro. Die Düsseldorfer Gerchgroup will den Altbau sanieren und ein Neubauensemble mit Wohnungen schaffen, heißt es. Weiter sollen dort Büros, ein Hotel, eine Kindertagesstätte und eine Turnhalle für die benachbarte Falkschule entstehen. Etwa 800 Millionen Euro sollen dafür privat investiert werden.

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Der Baubeginn war für 2022 geplant, die Fertigstellung ursprünglich für 2026. Doch im August 2023 meldete der Projektentwickler Gerch Insolvenz an. Die daraus resultierenden Folgen für das Alte Polizeipräsidium sind bislang noch unklar.