Rom. Mit einer bestimmten Praxis hielten Roms Kaiser das Volk in Schach. Ein neuer Fund von „großer Bedeutung“ gibt Archäologen Aufschluss.

Über „Panem et circenses“, Brot und Spiele, hat schon der alte Römer Juvenal in seiner Satire aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. geschrieben. In dieser Zeit zählte die Stadt Rom über einer Million Einwohner. Diese riesige Bevölkerung unter vormodernen Bedingungen zu versorgen, stellte Italiens Herrscher vor große Herausforderungen. Denn wenn die Versorgung nicht gewährleistet war, hatten sie Proteste zu befürchten.

Die Lösung, die ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. zur gängigen Praxis wurde: Getreidespenden, mit denen sich ärmere Menschen versorgen konnten. Der Ort, an dem die „Frumentationes“ – die kostenlose Vergabe von Getreide ans Volk – stattfand, war in der frühen und hohen Kaiserzeit der „Porticus Minucia“ auf dem Marsfeld. Ein beträchtlicher Teil dieses Platzes ist jüngst bei den Bauarbeiten für ein Fünf-Sterne-Hotel unweit der Piazza Venezia im Zentrum Roms wieder aufgetaucht.

Rom: Archäologen können erstmals genauen Standort bestimmen

Archäologen sind begeistert von der Entdeckung, die ihnen endlich Antworten auf lang gehegte Fragen liefert. Denn der Fund macht es möglich, die Architektur des Porticus Minucia so zuverlässig wie nie zuvor zu rekonstruieren. Der Platz war von einem grandiosen Säulengang aus der republikanischen Zeit umgeben. Die Mitte beherrschte ein Tempel. Der nun freigelegte Teil des Porticus, zwei Reihen großer Steinblöcke aus der Kaiserzeit, markiert genau die östliche Grenze des Platzes.

„Die Entdeckung ist auf wissenschaftlicher Ebene von großer Bedeutung“, erklärte die Archäologin des römischen Denkmalschutzes, Marta Baumgartner, die die Ausgrabungen geleitet hat. Sie ermögliche die Erstellung eines dreidimensionalen Modells des Monuments. Daran könnten die Forscher erstmals den genauen Standort des Porticus im Verhältnis zum heutigen Stadtgefüge rekonstruieren.

Fundamente des „Porticus Minucia“ sind in Rom entdeckt worden. Auf diesem Platz erhielten die Bürger der Antike ihre Getreidespenden.
Fundamente des „Porticus Minucia“ sind in Rom entdeckt worden. Auf diesem Platz erhielten die Bürger der Antike ihre Getreidespenden. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Cecilia Fabiano

Italien: Fund zeigt auch Dekorationskunst der Römer

Bisher waren vom Porticus Minucia nur die Fundamente und Bodenfragmente entdeckt worden, die bei Ausgrabungen 1983 zum Vorschein kamen. Auch die Grenzen des Platzes waren bislang nicht genau bestimmt. Lediglich die Notizen des Archäologen Guglielmo Gatti, die dieser während des Baus des Palastes Lares Permarini im Jahr 1938 anfertigte, gaben vage Hinweise.

„Zum ersten Mal sehen wir auch seine Mauern, mächtige Tuffsteinblöcke mit Marmordekorationen, die sie verschönerten“, so Marta Baumgartner weiter. Auch die Verzierungen sind für die Forscher von besonderem Interesse. Sie können so die dekorative Technik der alten Römer weiter ergründen. Die archäologischen Überreste des Porticus können im Untergeschoss des Hotels im Palazzo Lares Permarini auf der Via delle Botteghe oscure besichtigt werden.