Rom. Italiens Strandbäder schlagen Alarm, denn überall fehlt es an Bademeistern. Das Land versucht jetzt, Bewerber mit Angeboten zu locken.

Sie sind die Hauptdarsteller vieler italienischer Sommerfilme, haben zum Mythos der „Dolce vita“ beigetragen und sind von einem richtigen Badeurlaub in Bella Italia nicht wegzudenken. Die „Bagnini“, Bademeister, Rettungsschwimmer und Pfleger des Strandbads, sind in Italien eine Institution. Und dennoch sind sie genau wie andere Saisonkräfte wie Kellner und Köche, Baristas und Zimmermädchen nur ganz schwer zu finden – Fachkräftemangel im sonnigen Süden.

4000 Bademeister werden italienweit gesucht. Aus dem ganzen Land sollen sich Interessierte bewerben, gern auch aus dem benachbarten Ausland. Es ist Alarmstufe Rot, heißt es von vielen Inhabern italienischer Strandbäder, die befürchten, dass dieses Jahr zahlreiche Beobachtungstürme leer bleiben könnten. Auf Internet-Portalen wie www.lavoroturismo.it oder www.lavorareajesolo.it, auf denen nach Personal für den Tourismus gefahndet wird, sind die „Bagnini“ die meistgefragte Berufsgruppe.

Bademeister in Italien: Diese Aufgaben sollen Bewerber anlocken

Doch was erwartet Interessenten, die sich für den Job begeistern können? In den Arbeitsagenturen ist man bemüht, das Positive des Jobs herauszustellen: Es gehe es nicht nur darum, Liegen und Sonnenschirme aufzustellen, auf Badegäste aufzupassen und Kabinen sauber zu halten. Nein, es gehe doch um viel mehr.

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Und so werben die Strandanbieter gern mit der Vielfalt der Aufgaben: Badeanstalten bieten den Gästen Wassergymnastik, Strandlaufen, Yoga und Fitnesstraining an. Es gebe für Gäste Themenabende mit Beach-Volleyball, Strandtennis, Musik und Essen. Alles Veranstaltungen, bei denen die Bademeister mit anpacken und helfen müssen. Fazit: Bademeister hätten zwar lange Tage, aber auch eine volle Beteiligung am bunten Strandleben, Treffen mit Menschen aus aller Welt und ein Leben an der Sonne und im Freien.

Strengere Vorschriften: Deswegen steigen viele Bademeister aus

Wer Bademeister werden will, muss 18 Jahre alt sein, das gilt ab April. Bisher war der Jobeinstieg schon mit 16 Jahren möglich. Wichtig: Nur Rettungsschwimmer mit Lizenz dürfen sich bewerben. Und auch dann wird noch eine Weiterbildung fällig, die dank neuer Vorschriften von 30 auf 100 Stunden erhöht wurde.

Durch strengere Vorschriften und weniger Privilegien wird der Job des Bademeisters in Italien zunehmend unattraktiver.
Durch strengere Vorschriften und weniger Privilegien wird der Job des Bademeisters in Italien zunehmend unattraktiver. © iStock | NickNick_ko

Die Lebensretterprüfung muss künftig alle fünf Jahre wiederholt werden. Es reicht dann nicht mehr, nur ein ärztliches Attest vorzulegen. Weil viele Ältere das nicht einsehen, wird befürchtet, dass erfahrene Rettungsschwimmer aus dem Dienst ausscheiden. Verschärfend kommt hinzu: Statt wie früher im Abstand von 600 Metern muss heute alle 180 Meter ein Bademeister Strand und Meer im Auge haben.

Auf diese Privilegien müssen die Bademeister künftig verzichten

Wirklich verlockend klingt es nicht, was Italien den Bademeistern anzubieten hat. Denn sie müssen jetzt auch auf einige lieb gewordenen Privilegien verzichten. „Früher waren den Rettungsschwimmern Unterkunft und Verpflegung garantiert, heute nicht mehr“, sagt Alberto Borin, Präsident des Konsortiums Caorlespiaggia, das die Betreiber der Strandanlagen in Caorle bei Venedig vereint, gegenüber dieser Redaktion.

Die Strandbadbetreiber müssen sich etwas einfallen lassen. „Wir bemühen uns, unseren Mitarbeitern eine längere Arbeitssaison zu garantieren, die im März beginnt und im Oktober endet“, sagt Pier Francesco Contarini, Präsident des Hotelierverbands von Jesolo. Sonst wurden die Bademeister oft nur in den Sommermonaten eingestellt.

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Man wolle so versuchen, gute Mitarbeiter enger zu binden. Deshalb seien etwa Benefits wie kostenloser Besuch von Fitnesszentren, oder die Zahlung der Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel möglich, so Contarini. Ob das wirklich hilft, bleibt abzuwarten. Denn ein Gehalt von etwa 1500 Euro monatlich gilt allgemein als ziemlich mickrig.