Berlin. Der Ätna gilt trotz seiner Aktivität nicht als Gefahr. Nun pustet der Vulkan weiße Rauchkreise in den Himmel. Was dahinter steckt.

Der Ätna ist einer der aktivsten Vulkane der Welt und spuckt regelmäßig Lava und Rauchwolken. Zurzeit macht das Wahrzeichen Siziliens mit künstlerisch anmutenden Ausstößen auf sich aufmerksam. Statt Feuer und Flammen steigen immer wieder kreisförmige Wolken in den italienischen Himmel. Das Naturschauspiel gilt als extrem seltenes Phänomen und begeistert Touristen wie Einheimische. Als Quelle haben Wissenschaftler einen neu entstandenen Krater an der Südostflanke des Berges ausgemacht.

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Tausende von Rauchkringeln hat der Ätna in den vergangenen Tagen bereits in die Atmosphäre gespuckt. Mit dem Spektakel hat sich der Vulkan bei den Italienern einen neuen Spitznamen verdient. In Anlehnung an die Fantasy-Trilogie „Herr der Ringe“ haben sich die Sizilianer den Beinamen „Dame der Ringe“ einfallen lassen. Dabei sind nicht zum ersten Mal mysteriöse Rauchringe über dem Vulkan zu beobachten.

Seltenes Naturschauspiel: Seit einer Woche pustet der Ätna weiße Rauchkringel in die Atmosphäre.
Seltenes Naturschauspiel: Seit einer Woche pustet der Ätna weiße Rauchkringel in die Atmosphäre. © DPA Images | Giuseppe Di Stefano

Deutscher Vulkan-Experte erklärt Naturphänomen: Ätna spuckt Rauchringe

Die vulkanischen Wirbelringe, wie das Phänomen im Fachjargon genannt wird, sind die Folge eines neu entstandenen Kraters. In einer Höhe von rund 3300 Metern hat sich nahe dem Gipfelkrater eine neue, kreisrunde Öffnung aufgetan. Vom unter der Erdoberfläche lodernden Magma angeheizt, stößt der Vulkan in unregelmäßigem Abstand Gasverpuffungen aus. Angeheizt von Temperaturen über 1000 Grad pusten kleine Kettenexplosionen ringförmige Rauchwolken aus der Erdkruste. Ein Zeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch sind die Rauchringe allerdings nicht.

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Während hohe Vulkanaktivitäten im Kongo, Island oder Indonesien als todbringende Hiobsbotschaft gelten, erfreut sich der Ätna in Sizilien Beliebtheit. Der Feuerberg dient der Landwirtschaft auf der Mittelmeerinsel als Düngerlieferant und lockt jährlich Tausende Touristen nach Italien. Entzückt von dem unerwarteten Spektakel ist auch der deutsche Vulkanologe Benjamin Behncke, der sich auf die Beobachtung des Ätna spezialisiert hat. Seit 1997 erforscht er den Vulkan und seit 19 Jahren gehört er dem Nationalinstitut für Geophysik und Volkanologie mit Sitz in Rom an. Behncke schreibt auf „X“, vormals Twitter, über das nie gesehene Ereignis: „Jemand sagte, vielleicht weil wir derzeit so viele schlechte Nachrichten erhalten, hat sich der Ätna entschieden, etwas zu tun, was einfach schön ist.“

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Sizilien: Ätna gilt als Touristen-Magnet und verdient sich neuen Spitznamen

Bereits am vergangenen Dienstag hat sich der neue Schlund im Südosthang geöffnet. Wie sich die Rauchringe bilden, erklärte Behncke der „Washington Post“. „Stellen Sie sich eine lange, zylindrische Leitung vor, in der in einer bestimmten Tiefe, Magma zu finden ist.“ Bilde sich im Magma eine Blase, müsse diese früher oder später platzen. Dabei steige stoßartig Gas herauf, das durch den schmalen Kanal mit hoher Geschwindigkeit durch die kreisförmige Öffnung an die Luft geblasen wird. „Eine unregelmäßige Öffnung könnte keine Rauchringe hervorbringen“.

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Zusammengesetzt sind die teils perfekt ausgeformten Rauchkringel aus einer Gasmischung. Zu rund 80 Prozent besteht diese aus ungefährlichem Wasserdampf. Der Rest der Mixtur ergibt sich aus den beiden giftigen Verbindungen Schwefeldioxid und Kohlendioxid. Vom Wasserdampf erhalten die Ringe ihre sakrale weiße Färbung.