Gera. Woizlawa-Feodora Prinzessin Reuß ist Anfang dieser Woche im Alter von 100 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Im vergangenen Dezember beging Woizlawa-Feodora Prinzessin Reuß noch feierlich ihren 100. Geburtstag im Geraer Theater. Nun wurde bekannt, dass die Reußin, die in ihrer Kindheit viel Zeit auf Schloss Osterstein in Gera verbrachte und auch 1945 den Schlossbrand miterlebte, Anfang dieser Woche gestorben ist. Das bestätigte ihr langjähriger Freund Sieghard Zitzmann unserer Zeitung.

Nach der Wende kehrte Feodora Reuß für 15 Jahre zurück nach Gera, nachdem sie im hessischen Büdingen, nordöstlich von Frankfurt am Main, nie heimisch geworden war. Obwohl die Prinzessin ihren Lebensabend dann im Schwarzwald verbrachte, gab sie ihre Liebe zu Ostthüringen nie auf. Sie wollte sich sogar noch für die Bewerbung Geras als Kulturhauptstadt Europas engagieren, wie Sieghard Zitzmann, ehemaliger Organist am Theater Altenburg-Gera, gestern sagte.

In einem dreiteiligen Interview in unserer Zeitung erinnerte sich die Prinzessin Ende vergangenen Jahres an wichtige Stationen ihres Lebens. Sie war die Enkelin von Heinrich XXVII., dem letzten regierenden Fürsten in Gera. Ihre Mutter starb nur wenige Stunden nach ihrer Geburt am 17. Dezember 1918. „Es war natürlich ein großer Einschnitt, dass die Mutter so früh gestorben ist. Ich hatte meine ganze Kinder- und Jugendzeit große Sehnsucht nach ihr.“ So entwickelte Feodora Reuß ein sehr enges Verhältnis zu Großeltern und Onkel in Gera. „Wenn ich meinen Onkel besucht habe, waren wir fast jeden Abend im Theater“, erzählte sie über ihre Kindheit.

Nach dem Geraer Schlossbrand und dem Ende des Zweiten Weltkrieges floh sie mit ihrer Familie nach Hessen, wo sie mit ihrem Mann Heinrich I. Prinz Reuß und den sechs Kinder lebte. Da die Familie nach dem Krieg enteignet wurde, bemühte sie diverse Gerichte, um Rückforderungsansprüche durchzusetzen – ein Engagement, das teils heftig kritisiert wurde. „Es war meine Heimat und wäre auch die Heimat meiner Kinder geworden“, sagte Feodora Reuß im Interview. „Es geht nicht darum, in einem Schloss zu wohnen. Zumal es ja auch nicht mehr steht. Ich weiß einfach, wie wundervoll es ist, eine Heimat zu haben. Und wenn die Heimat einem entrissen wird, egal, ob durch Bomben oder politische Gründe, ist das schlimm.“ Letztendlich sei „das Entreißen von Eigentum Unrecht. Und es ist unhistorisch.“

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