Berlin. In Niedersachsen haben Forschende uralte menschliche Fußspuren gefunden. Sie geben Einblick in das Leben einer früheren Menschenart.

Es sind die ältesten menschlichen Fußabdrücke, die jemals in Deutschland gefunden wurden: In Schöningen in Niedersachsen haben Forschende drei Spuren entdeckt, die etwa 300.000 Jahre alt sind. Für eine am Freitag veröffentlichten Studie hat ein internationales Teams aus Forschenden der Universität Tübingen und das Senckenberg Forschungsinstitut die Abdrücke nun erstmals ausführlich untersucht. Sie stammen wahrscheinlich vom Homo heidelbergensis, einer ausgestorbenen Menschenart.

Zwei der drei menschlichen Spuren in Schöningen ordneten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jungen Individuen zu, die in einer kleinen altersgemischten Gruppe den dortigen See und dessen Ressourcen nutzten. Der archäologische Fundstellenkomplex von Schöningen im Landkreis Helmstedt gilt wegen seiner Fossilien als weltweit einzigartig. In den vergangenen Jahren wurden dort unter anderem die Reste einer Säbelzahnkatze und ein fast vollständiger europäischer Waldelefant gefunden.

Forschende finden außerdem Abdrücke von ausgestorbenen Tierarten

Auch die nun entdeckten menschlichen Spuren sind demnach umgeben von mehreren Tierspuren. Je nach Jahreszeit waren vor 300.000 Jahren rund um den See Pflanzen, Früchte, Blätter, Triebe und Pilze verfügbar. Die Funde bestätigen den Forscherinnen und Forschern zufolge, dass die ausgestorbene Menschenart sich an See- oder Flussufern mit flachem Wasser aufhielt. Die verschiedenen Spuren in Schöningen zeigten "eine Momentaufnahme" eines Familienalltags und könnten über das Verhalten und die soziale Zusammensetzung der Homininengruppe Auskunft geben, heißt es in der Studie.

Zudem fanden die Forschenden Abdrücke einer ausgestorbenen Elefantenart mit geraden Stoßzähnen, der damals das größte Landtier war, sowie von einem Nashorn. Es sei der erste Fußabdruck dieser Nashornart aus dem Pleistozän, der in Europa gefunden wurde.

(csr/afp)