Jena. 224 Mädchen und Jungen sind aktuell in Jena in Tagespflege. Die Verwaltung erhofft sich Nachwuchs bei Tagesmüttern und -vätern.

Es geht noch einen Kick familiärer. So einen ganz kleinen jedenfalls. Auch deshalb werden aktuell 224 Jenaer Mädchen und Jungen der Altersgruppe „1 bis 3“ von insgesamt 49 Tagesmüttern und zwei Tagesvätern betreut. Maximal fünf Kinder dürfen es pro Erzieher-Kopf sein. Klar, das hat allemal einen Hauch Familie.

Die Fachleute in der Stadtverwaltung räumen gerne ein, dass diese Angebote ein wenig den Druck aus der Spitz auf Knopf stehenden Bedarfsplanung für Kindergärten nehmen helfen. „Wir sind gut ausgelastet“, sagt Jugend- und Bildung-Fachdienstleiterin Christine Wolfer über das Segment Kindertagespflege.

Allerdings nahm sich dieses Angebot in Jena schon einmal größer aus, wie Fachberaterin Sophie Escher vorrechnet: 2013 waren noch 71 Tagesmütter und -väter mit zusammen 288 Plätzen verfügbar.

Kinderkrankenschwester hat den Schritt gewagt

Es gebe nun einmal nicht mehr so viele pädagogisch Ausgebildete auf dem Arbeitsmarkt. Und die hoch Qualifizierten unter ihnen, die Erfahrungen mit der Tagespflege haben, würden natürlich auch in Kindergärten händeringend gesucht. Die Verlockung hat hier einen Namen: Festanstellung.

Allerdings wird in Jena einiges getan, um die Betreuung von U3-Knirpsen in eigenen vier Wänden attraktiv zu halten, wie Christine Wolfer und Sophie Escher betonen. So ist die Kindertagespflege-Satzung der Stadt mit Beginn des Jahres geändert worden. Zum Beispiel wurde die Förderleistung der Stadt von 2,53 auf 2,86 Euro pro Stunde und Kind erhöht, inbegriffen eine jährliche Anpassung um 2 Prozent.

Zudem sind pro Kind und Monat 170 Euro Sachkostenzuschuss möglich; und aus einem Förder-Budget können die Tagesmütter und -väter im Jahr pro Kopf maximal 750 Euro für Fortbildung abrufen. Überdies trägt die Kommune die Hälfte der Renten- und Sozialversicherungsabführungen. „Wir wissen, dass es mit diesem Angebot schwierig bleibt angesichts der entspannten Arbeitsmarkt-Situation für Pädagogen“, sagt Christine Wolfer. Nach ihrer Einschätzung gibt suchenden Eltern nicht allein das gewisse Maß des Familiären den Anstoß, sich für die Kindertagespflege zu entscheiden. „Manche gehen diesen Schritt auch wegen der knappen-Kita-Situation.“ Das heißt: Eltern konnten ihre Kleinen nicht im Wunsch-Kindergarten zum gewünschten Termin unterbringen.

Mitunter ist es gar nicht so einfach, mit einer solchen pädagogischen Arbeit auch im Umfeld Akzeptanz zu finden. Annette Halank arbeitet seit 13 Jahren als Tagesmutter. Als ausgebildete Kinderkrankenschwester hat sie bevorzugt Kinder unter ihren Fittichen, die einer medizinischen Betreuung bedürfen. In den Jahren, da sie die Tagespflege als Mieterin in einem Wohnhaus betrieb, sei ihr allerdings „unterschwellig suggeriert“ worden, dass das Drumherum der Betreuung störend für die Nachbarn sei. „Ich hab ein Jahr lang intensiv nach einer Alternative gesucht“, berichtet Annette Halank, die selbst Mutter dreier Kinder ist.

Vor gut drei Jahren erwarb ihre Familie per Kredit einen Raum am Wenigenjenaer Ufer 2 (Anbau der „Grünen Tanne“). „Das war schon anstrengend – ist aber jetzt um so schöner.“

Zum Vormerken: Am Mittwoch, 8. Mai, bietet der Fachdienst Jugend/Bildung ab 16.30 Uhr eine Info-Veranstaltung zur Kindertagespflege im Amtsgebäude, Am Anger 13 (Erdgeschoss). Kontakt: Kindertagespflege@jena.de , Sophie Escher ist zu erreichen unter Telefon (03641) 49 27 26.