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König Charles: Ärger auf den letzten Metern vor der Krönung

Oliver Stöwing
| Lesedauer: 3 Minuten
Der Popstar-Teil seines Jobs: Charles beim Bad in der Menge an der Prachtsraße The Mall am Vortag der Krönung.

Der Popstar-Teil seines Jobs: Charles beim Bad in der Menge an der Prachtsraße The Mall am Vortag der Krönung.

Foto: WPA Pool / Getty Images

London.  Die letzten 24 Stunden von Charles als ungekrönter König: Popstar-Auftritt vor Fans, Kritik an Treueschwur und China-Freundlichkeit.

Krönungs-Countdown für Charles III.: Nach 70 Jahren als Kronprinz und acht Monaten als ungekrönter König musste der 74-Jährige sein seit Jahren einstudiertes Programm auf den letzten Metern vorm Ziel noch einmal umstoßen. Mit der Krönung wird Charles nämlich Oberhaupt der Church of England. . Der Erzbischof von Canterbury als geistliches Oberhaupt sollte während des Gottesdienstes die Bevölkeurng zu einem Treueschwur aufrufen. . Die Menschen sollten, wo sie auch standen, sagen: „Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolgern gemäß dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe.“

Ein kühner Vorstoß in einem Königreich, in dem laut Umfrage von Oktober 2022 nur noch 55 Prozent die Monarchie unterstützen – die Zahl dürfte inzwischen, wo der Nachhall des Queen-Tods im September abgeklungen ist, noch niedriger sein. Dies war als spaltend und anachronistisch eingestuft worden. Die Anti-Monarchie-Organisation Republic kritisierte, die Formel bekenne sich etwa zu Charles’ Bruder Prinz Andrew, der auf Rang acht der britischen Thronfolge steht und wegen seiner Verwicklung in einen Missbrauchsskandal äußerst unbeliebt ist.

Charles fand geplante Würdigung „abscheulich“

Charles habe der Änderung zugestimmt, hieß es in britischen Medien am Samstag. Sein Freund und offizieller Biograf Jonathan Dimbleby sagte der britischen Nachrichtenagentur PA, der König hätte die „Homage of the People“ (Tribut der Menschen) genannte Würdigung „abscheulich“ gefunden.

Dabei war dieser Treueschwur eine Neuerung gewesen. Er sollte den traditionellen Teil der Krönungszeremonie, bei dem andere Royals und Aristokraten vor dem König knien und ihm huldigen.

Charles' Krönung: Gäste strömen nach Westminster Abbey

Volksnaher Charles schüttelt Hände

Am Vortag der Krönung zeigte Charles sich von seiner modernen Seite: Mit Thronfolger Prinz William und dessen Frau Prinzessin Catherine lief er schon einmal die Prachtavenue The Mall ab, Hauptstraße seiner Prozession. Er wirkte nahbar und entspannt, schüttelte Hände der Royal-Fans, die dort bereits campierten. Als eine Frau ihn fragte, ob er nervös sei, lachte er. „Ich hoffe, ihr bleibt morgen alle schön trocken“, sagte er jovial, die Meteorologen hatten pessimistische Ankündigungen für den Krönungstag gemacht.

Sein letztes Mittagessen vor der Krönung nahm Charles im Marlborough House mit 42 Staatsleuten ein, darunter die Premierminister von Großbritannien (Rishi Sunak), Australien (Anthony Albanese) und Neuseeland (Chris Hipkins).

Charles: Der Feind an seinem Tisch?

Am Abend gab es einen Empfang im Buckingham-Palast mit Repräsentanten aus 203 Ländern, das sind mehr, als die Uno offiziell listet. Fürst Albert und Fürstin Charlène waren aus Monaco angereist, die Fürstin hatte ein eisblaues Kleid gewählt. König Felipe und Königin Letizia vertraten Spanien, auch Prinzessin Mette Marit von Norwegen wurde gesichtet.

Unter den Gästen war auch Han Zengh, Vizepräsident von China. Konservative Politiker werteten das als schändlich. China beschneidet massiv die demokratischen Rechte seiner Sonderverwaltungszone Hongkong. Bis 1997 war die florierende Metropole Teil des Vereinigten Königreichs von Großbritannien.

Mit der Rückgabe an China verlor das ehemalige Empire seine letzte große Kolonie. Einzig der Affenfelsen Gibraltar an der Südspitze Spaniens hat noch eine gewisse Bedeutung. Ansonsten bleiben nur noch ein paar Karibikinseln wie die Cayman Islands, in denen es mehr Banken und Briefkastenfirmen gibt als Einwohner und abgeschiedene Inseln wie St. Helena, Falkland oder Pitcairn.