Pößneck. 108 Stimmen reichen für ein Pößnecker Stadtratsmandat – wegen des Sitzzuteilungsverfahrens Hare-Niemeyer aber nicht für jeden Bewerber.

Seit Samstag, 1. Juni, ist der Pößnecker Stadtrat mit den fünf Frauen und neunzehn Männern auf dieser Seite im Amt, und zwar für fünf Jahre. Bürgermeister Michael Modde gehörte dem kommunalen Parlament schon vorher kraft Amtes an; das Mandat, das er zur Stadtratswahl am 26. Mai für die FDP/Freien Wähler mit 2220 Stimmen gewonnen hat, nimmt er nicht an, so dass Dieter Teichmann nachrücken kann. Der neue Stadtrat kommt voraussichtlich am 27. Juni erstmals zusammen, aus seinen Reihen sind dann zwei neue ehrenamtliche Stellvertreter des Stadtoberhauptes zu wählen.

In den Tagen nach der Wahl war wiederholt die Frage zu hören, warum es Kandidaten wie Uwe Kramer (SPD) mit 248 Stimmen oder Alexander Blümel (CDU) mit 175 nicht in den Stadtrat geschafft haben, dafür aber Constanze Truschzinski (SIP) mit 165. Das liegt am Sitzzuteilungsverfahren Hare-Niemeyer, das für die Gemeinde- und Stadtratswahlen in Thüringen vorgeschrieben ist und Wählerstimmen nach dem Dreisatz in Mandate umrechnet. Dieses Verfahren bevor- oder benachteilige keine Partei oder Wählergemeinschaft aufgrund ihrer Größe. Listen mit weniger Stimmen haben eher aufgrund derjenigen Tatsache einen Vorteil, dass 2008 für die thüringischen Gemeinde- und Stadtratswahlen die Fünf-Prozent-Hürde abgeschafft wurde. Davon profitieren neben der SIP (1,8 Prozent der gültigen Stimmen) auch die Grünen (4,8 Prozent).