Hanno Müller über den schweren Beruf der Lehrer.

Lehrer sind klug. Anderenfalls könnten sie nicht vor einer Klasse eine ganze Unterrichtsstunde lang Sachverhalte und Wissen darlegen, Aufgaben erläutern, Geschichten erzählen. Wer es nicht glaubt, probiere es selbst aus. Wie es ist, 45 Minuten am Stück so zu reden und zu erklären, dass man ihm gern zuhört, dabei auch noch etwas lernt – und den Lehrplänen Genüge getan wird.

Auch andere Menschen wissen viel. Ingenieure, Historiker, Chemiker, Germanisten. Warum also sollten nicht auch Quereinsteiger Heranwachsende für ihre Fachgebiete begeistern können. Doch können sie das auch dann noch, wenn die Aufmerksamkeit bei den Zuhörern nachlässt, Null-Bock-Stimmung um sich greift oder Rabauken, aus Desinteresse oder aus Lust am Stören, den Unterricht boykottieren? Oder wenn in der Grundschulklasse Federmappen und Schreibhefte durch die Luft segeln und der hoffnungsvolle Nachwuchs über Tische und Bänke geht?

Gute Lehrer sind Vermittler von Wissen, Respektspersonen und Vertraute in einem. Autorität ist eine Kunst. Strenge ohne zu striezen oder sich lächerlich zu machen ebenso. Anarchie und Chaos beenden, bevor sie um sich greifen. Manche haben es von Natur aus. Andere lernen es hoffentlich, wenn sie neben dem Fach auch das pädagogische Handwerkszeug studieren. Der gute Wille der Quereinsteiger darf nicht verheizt werden. Deswegen muss, wer nach ihrer Fachkompetenz ruft, auch für das pädagogische Rüstzeug im schweren Schulalltag sorgen.

Eine Beratungsstelle kann rechtzeitig den Blick für die Herausforderungen schärfen, der vierwöchige Crashkurs in Pädagogik allenfalls ein paar Grundbegriffe klären. Vor Ort aber braucht es versierte Mentoren, die den Einstieg erleichtern und gegebenenfalls Kante zeigen, wenn einige Schüler meinen, an den Neuen ihr Mütchen kühlen zu müssen.

Thüringens Schulen brauchen Seiteneinsteiger. Die benötigen neben ihrer Kompetenz viel Stehvermögen und starke Nerven. Nur dann sind wie wirklich eine Hilfe.