Steffen Eß über den Abbruch der Thüringer Fußball-Saison.

Die Fußball-Saison 2019/20 ist beendet, Geschichte. Mehr noch: Sie existiert nicht mehr.

Das ist eine Folge der Abstimmungen beim Verbandstag, die Saison abzubrechen und sie gleich noch für null und nichtig zu erklären. Im Drängen, 19 Regionalverbänden zu folgen, hat die Mehrheit der Interessensvertreter den Freistaat zum Sonderling gemacht. Thüringens Fußball scheint immer für eine Überraschung gut zu sein.

Vielleicht wäre es geboten gewesen, das Votum zur Saisonwertung durch ihre Tragweite stärker ins Zentrum des wichtigen Entscheidungsprozesses zu rücken. Unter Umständen hätte ein Redebeitrag pro Wertung nach einer Quotientenregel das Ergebnis beeinflusst.

Dieses Muster, das überwiegend Anwendung findet, hätte die Letzten zwar ebenso nicht zu Verlierern gemacht, aber die Vordersten zu Siegern. So bleibt bei denen, die in der Hoffnung auf den Aufstieg gelebt haben, Enttäuschung zurück.

Wie fair die Annullierung ist oder eine Wertung nach Quotient gewesen wäre, darüber gehen die Meinungen auseinander wie zu der Frage, ob eine Fortsetzung oder ein Abbruch die beste Lösung darstellt.

Jede Richtung ist ein Kompromiss und auch eine ins Ungewisse.

Die Entscheidungen sind möglicherweise anfechtbar, scheinen aber unverrückbar. Noch einmal das höchste Gremium einzuberufen, erfordert Wochen. Dann würde Thüringen vielleicht noch entscheiden, wann wieder Fußball um Punkte gespielt werden soll. Zeit ist gewesen, die Argumente abzuwägen, damit die Delegierten für die breite Basis entscheiden.

Mitspracherecht einzufordern, heißt aber auch, sich einzubringen.