Marco Alles über Jürgen Klinsmann.

Die Frage nach den Buddhas wird unweigerlich kommen. Zwar zierten sie nur zwei Monate lang das Bayern-Gelände, weil in jenen Sommertagen des Jahres 2008 sogar die katholische Kirche den Aufstand probte. Doch seitdem Jürgen Klinsmann in München die vier goldenen Figuren aufstellen ließ, angeblich um positiven Energiefluss zu gewinnen, lässt ihn die Geschichte nicht mehr los.

Sie sagt viel über den früheren Weltklasse-Fußballer, der nun Hertha BSC retten soll. Klinsmann scheut weder Konflikte noch Komplikationen. Ihm ist es egal, ob er attackiert oder belächelt wird. Er sucht neue, mitunter seltsame Wege und probiert Dinge, mit denen niemand rechnet. Was ihn schon als Stürmer ausgezeichnet hat, kennzeichnet ihn auch als Trainer.

Nicht Joachim Löw, sondern Klinsmann war es, der vor der WM 2006 die deutschen Fußball-Nationalmannschaft revolutionierte: mit einem breit aufgestellten Trainerteam inklusive Psychologen, neuen Ideen (Stichwort: Gummibänder), einem nie dagewesenen Offensivkonzept und bedingungslosem Vertrauen in junge Spieler.

Dass er später bei den Bayern scheitern würde, war absehbar gewesen. Der Rekordmeister brauchte damals keine Visionen; er musste und wollte sich ja gar nicht ändern. Für die farblose Hertha, die seit Jahren mehr verspricht, als sie hält, könnte der Reformer aber genau der Richtige sein. Nur ein Punkt aus den jüngsten fünf Liga-Spielen und Tabellenplatz 15 haben ihre Spuren hinterlassen.

Klinsmann verfügt über das Charisma, die verunsicherte Mannschaft wieder stark zu reden. Er besitzt die Chuzpe, den Laden von Grund auf umzukrempeln. Und mit seinen ungewöhnlichen Methoden kann er dem Hauptstadt-Club ein bisschen von jenem Glanz verleihen, den man sich in Fußball-Berlin so sehr wünscht.