Axel Eger zum neuen Bayern-Problem.

Eine Überraschung ist das nicht mehr, auch wenn die Prämissen neu und unerhört sind. Nicht der FC Bayern München jagt seinen Trainer vom Hof, der Trainer nimmt selbst seinen Hut.

Hansi Flick verkauft seine Bayern-Aktien nahezu am Höchststand. Jedes weitere Zögern hätte auch seinen Ruf beschädigt. Selbst er, der Meistermacher und Menschenfreund, konnte zuletzt nicht mehr alle Probleme lösen, die personalbedingt fragile Defensive etwa blieb eine Dauerbaustelle.

Und trotzdem: er hat eine Epoche geprägt. Nicht jede Ära bemisst sich nach Jahrzehnten, nach dem Urknall hat sich in Bruchteilen von Sekunden Entscheidendes geformt. Flick genügte im Münchner Universummit seinen unberechenbarenKräften ein Jahr, um das erfolgreichsteKapitel der Vereinsgeschichte zu schreiben. Er war der richtige Mannzur richtigen Zeit, der in seiner Reserviertheit den FC Hollywood auf angenehme Art geerdet hat und zugleich in neue Höhen schoss.

Doch Reibung gehört in München seit jeher zum Geschäftsprinzip. Und so müssen sich die Bayern ausgerechnet im Orbit des Erfolges neu sortieren. Da sind die Umbrüche in der Führungsebene, ei­­ne zum Teil zerfallende Mannschaft, die jähe Lücke auf der Trainerbank.

Flick tritt die Flucht nach vorn an. Man muss sie sich leisten können. Der Lockruf des DFB ist jedenfalls unüberhörbar. Ob der deutsche Fußball mit einem Revolutionär wie Rangnick prinzipiell nicht besser fahren würde, steht auf ei­nem anderen Blatt und muss Flick nicht scheren. Sollte er das Löw-Erbe antreten, wäre es für ihn wie eine Heimkehr. Beim DFB würde er das finden, was er beim FC Bayern zuletzt vergeblich gesucht hatte: ein Stück Fußballheimat.