Marco Alles über Bayern Münchens Transferpolitik.

Irgendwie findet sich ja für jedes Dilemma eine Erklärung. Die neueste Aussage von Bayerns Sportdirektor klingt jedoch arg nach Schönrederei. Man wolle den Kader für die kommende Saison bewusst schmal halten, sagt Hasan Salihamidzic, um keinen Ärger mit unzufriedenen Spielern zu provozieren.

Als ob den FC Hollywood in der Vergangenheit jemals ein bisschen Theater gestört hätte. Im Gegenteil: Nicht selten sorgten die Münchner Macher mit ihrem Verhalten ja selbst für permanente Unruhe. Stichwort: Umgang mit Niko Kovac.

Warum gibt Salihamidzic nicht einfach die eine oder andere Niederlage auf dem Transfermarkt zu? Wäre bei dem Ablöse-Wahnsinn, der derzeit im Fußball herrscht, ja keine Blamage. Jüngstes Beispiel: Am Freitag verpflichtete der FC Barcelona für 120 Millionen Euro Antoine Griezmann, nachdem sich die Katalanen für 75 Millionen zuvor schon mit Frenkie de Jong verstärkt hatten. Real Madrid überwies für Eden Hazard 100 Millionen; Stadtrivale Atletico gar 127 für Joao Felix. Und Rodrigo wechselte für 70 Millionen zu Manchester City.

Große Namen, denen der FC Bayern offensichtlich nicht attraktiv genug war. Womöglich konnte der Club beim Wettbieten nicht mithalten. Vielleicht wollte er aber auch gar nicht. In der Vergangenheit zeichneten sich die Münchner durchaus mit klugen Entscheidungen in dem überhitzten Markt aus. Sie ließen sich nicht treiben von der (ungesunden) internationalen Entwicklung. 222 Millionen für Neymar hätte Uli Hoeneß sicherlich nie rausgerückt.

Statt des Beschönigens, Vertröstens und Hinhaltens wäre es ehrlicher, sich zu finanziellen Rahmenbedingungen zu bekennen. Wenn man die Gehaltsschraube nicht überdrehen will, ist dies respektabler Weg. Einer, der Ehrlichkeit verdient.