Holger Zaumsegel über die Disqualifikation von Tennisstar Novak Djokovic bei den US Open.

Novak Djokovic ist ein ganz Großer der Tennisszene. Der Serbe, Nummer eins der Weltrangliste, hat sich mit seinen 17 Grand-Slam-Titeln längst in den Geschichtsbüchern verewigt. Im Konzert der großen Drei – zu denen noch Roger Federer und Rafael Nadal zählen – hat er aber schon vor dem Eklat bei den US Open die Rolle des schwarzen Schafes eingenommen. Der 33-Jährige ist eine schillernde Figur, selbstbewusst und ohne Frage auch ein Provokateur. Durch die Adria Tour, die er mitorganisiert hat, sammelte der „Djoker“ in diesem Jahr ordentlich Negativpunkte. Partybilder in Pandemie-Zeiten, das Missachten der Hygieneregeln sowie die Erkrankung an Covid-19 haben seinen Ruf nachhaltig beschädigt. Von Reue danach keine Spur.

Die Disqualifikation bei den US Open – wohl die einzige Möglichkeit, den ehemaligen Schützling von Boris Becker auf seinem Weg zum 18. Grand-Slam-Erfolg zu stoppen – wird nun für immer ein Schandfleck in seiner Vita bleiben. Die ganz große Keule, die so mancher jetzt auspackt, ist aber unangebracht. Djokovic hat die Linienrichterin nicht mit Absicht abgeschossen; ist danach sofort zu ihr gegangen. Unrühmlich war die minutenlange Diskussion mit den Offiziellen. Doch wer will es ihm verübeln, wenn er alles versucht, die regelkonforme Strafe abzumildern.

Der „Djoker“ ist dennoch am absoluten Tiefpunkt angekommen. Er kann jetzt nur eines tun: Sportlich glänzen und beweisen, dass er auch menschlich in Ordnung ist. Ersteres wird ihm leicht fallen. Letzteres darüber entscheiden, wie er uns in Erinnerung bleibt.