Holger Zaumsegel über Jürgen Klopp.

Katja Ebstein hat sie besungen: Wunder. Sie brennen sich tief ins kollektive Gedächtnis ein. Und weil sie im Fußball eigentlich gar nicht so selten sind, wie man meinen sollte, werden, je nach Region, Erinnerungen an ganz unterschiedliche Heldentaten der Vergangenheit wach, wenn, wie beim 4:0 Liverpools gegen Barcelona, mal wieder eins geschieht.

Um nur zwei Beispiel zu nennen: Während die Leute im Raum Karlsruhe gestern vor allem an „Euro-Eddy“ dachten, der seinen KSC mit vier Toren und einem 7:0 nach der 1:3-Hinspiel-Niederlage gegen Valencia 1993 noch in die nächste Runde des Uefa-Pokals schoss, kam den Jenaer Fans, zumindest jenen, die es miterlebten, Andreas Bielau im Jahr 1980 in den Sinn. Mit seinem Treffer zum 4:0 gegen den AS Rom sorgte er nach der 0:3-Hinspiel-Niederlage des FC Carl Zeiss in der ersten Runde des Europapokals für eines jener heute sehr selten gewordenen Thüringer Fußball-Wunder, das sogar Aufnahme ins Fan-Liedgut im Ernst-Abbe-Sportfeld fand, um den Bogen wieder zurück zur Musik zu schlagen.

Doch egal, ob Wunder – in Barcelona wird es übrigens Trauma genannt – oder nicht, jene magische Nacht von der Anfield Road am Dienstagabend hatte einen deutschen Protagonisten, der selbst seine Stars überragt: Jürgen Klopp. Der Liverpool-Coach hat seine „Reds“ ins zweite Finale in der Champions League geführt. Insgesamt ist es sein drittes Endspiel in der Königsklasse. Die ersten beiden gingen verloren. Das dritte hoffentlich nicht. Denn Klopp, egal ob nun mit Liverpool oder Dortmund, spielte schon oft fantastische Saisons und stand am Ende mit leeren Händen da. Das Besteigen von Europas Thron wäre nun endlich seine ganz persönliche Krönung, die er sich schon so lange verdient hat.