Thomas Rudolph überlegt, ob an diesem Samstagabend deutsche Pokalgeschichte geschrieben wird.

Wird am heutigen Samstagabend wiederholt deutsche Pokalgeschichte geschrieben?

Fast genau zehn Jahre nach seiner Gründung schickt sich RB Leipzig an, den ersten Titel auf nationaler Ebene zu erringen. Das DFB-Pokalendspiel gegen den FC Bayern in Berlin scheint offen wie nie, zumal sich beide Teams erst vor zwei Wochen in der Liga gegenüberstanden und 0:0 trennten.

Nun muss man kein Freund des von Red Bull initiierten Projektes sein. 2009 als GmbH gegründet und nicht nur mit österreichischen Millionen von Dietrich Mateschitz, sondern auch so manch dubiosen Strukturen versehen, spielte sich das Projekt durch die Ligen, ohne den Anspruch zu haben, irgendwelche Traditionen zu pflegen oder zu besitzen.

Das brachte zwar Traditionalisten auf die Palme, ist aber dem heutigen Zeitgeist geschuldet und auch nicht verwerflich, weil erlaubt. Dass sich die Leipziger längst als Kraft in der Bundesliga etabliert haben, spricht zum einen für die eigene Kompetenz, aber auch gegen andere Vereine wie Stuttgart oder Hamburg. Diese verfügen über gleiche oder ähnliche finanzielle Mittel, können diese aber offensichtlich schon seit Jahren nicht gewinnbringend nutzen.

Für die Spannung im deutschen Fußball kann ein Club wie RB auf Dauer deshalb nur gut sein, zumal die Akzeptanz – wenn auch langsam – steigt.Von der Fan-Landschaft einmal abgesehen, erhöht sich diese aber vor allem durch Titelgewinne. Der heutige Samstag könnte deshalb auch als Zäsur gelten, wenn Leipzig gewinnt.

Gegner des Projekts dürfen sich hingegen trösten, dass eine Wachablösung im deutschen Fußball auch bei einem Sieg noch lange nicht vollzogen ist. Dafür bedarf es nicht nur der beschriebenen Titel, sondern Konstanz über viele Jahre.