Gerald Müller über Kilometer und Kommunen.

Thüringen – ein Wintermärchen! Fast schon ungewohnt, gibt es genug Natur-Schnee beim Biathlon-Weltcup, der glücklicherweise zugleich die Baustelle am Grenzadler verhüllen wird. Doch das Weiß ist für alle da, und so sind in den letzten Tagen Tausende Touristen zum Wandern, Rodeln und Skifahren in den Thüringer Wald gekommen. Raus aus der Corona-Enge, rein in die Natur, eine willkommene Abwechslung. Dass Oberhof mit seinem klangvollen Namen und dem reizvollen Umfeld dabei ein Magnet ist, überrascht nicht. Genauso wenig wie verstopfte Straßen, überfüllte Parkplätze, belagerte Imbissbuden. In Zeiten einer Pandemie bedeuten die vielen potenziellen Kontakte allerdings eine erhöhte Infektionsgefahr.
Und da Appelle nichts nützen, schottet sich Oberhof ab. Das ist nachvollziehbar, erst recht mit dem Weltcup als tagelanger Begleitung. Wo das Risiko für die Sicherheit zu groß wird, sollte eine Kommune handeln. Aber muss als Folge des ersten winterlichen Wochenendes gleich der Bewegungsspielraum des Einzelnen in einem ganzen Land auf 15 Kilometer begrenzt werden – wie es Ministerpräsident Ramelow will? Sein zweifelhaftes Vorhaben scheint im Kabinett erneut nicht abgestimmt. Und es wird nicht sinnvoller dadurch, dass Sachsen ähnliche Beschränkungen schon praktiziert. Umfassende Kontrollen sind kaum möglich. In Landkreisen könnte die absurde Situation eintreten, dass manche Einwohner weiter ins Mittelgebirge dürfen, während andere nur hundert Meter zu weit weg vom Berg oder der Loipe wohnen. Nein, ein Radius ist kein Wundermittel.