Elmar Otto über die Nachwuchskrise im öffentlichen Dienst.

Die Zeiten, in denen sich Unternehmen die Schlange stehenden Bewerber aussuchen konnten, sind längst vorbei. Auch wenn die Corona-Krise nun oft für Zurückhaltung bei den Firmen sorgt, werde exzellente Fachkräfte oder gut vorbereitete und motivierte Lehrlinge weiter gesucht.

Das gilt ebenso für den öffentlichen Dienst. Eine Bindungsprämie ist deshalb keine schlechte Idee, um gute Leute, die abgeworben werden sollen, zu halten.

Offenbar zu lange ist auch die Ausbildung vernachlässigt worden, bei der Quote trägt Thüringen die rote Laterne. Der neue Vorsitzende des Beamtenbundes, Frank Schönborn, macht zu Recht darauf aufmerksam, dass der Freistaat – wie fast alle anderen Bundesländer auch – vor einer gigantischen Herausforderung steht. Exemplarisch nennt er das Eichwesen, den Arbeits- sowie Lebensmittelschutz oder den Lebensmittelschutz. Dort sei überproportional Personal abgebaut worden. Das fällt der Verwaltung jetzt auf die Füße.

Die Pandemie hat in manchen Bereichen die personellen Schwachstellen offen zu Tage treten lassen. Hier gilt es, dringend gegenzusteuern, den Bestand
wieder aufzubauen und nicht zuletzt über Bedarf auszubilden. Nur so wird der öffentliche Dienst für die Zukunft gewappnet sein. Immerhin scheiden dem Beamtenbund zufolge rein rechnerisch in den kommenden sieben Jahren monatlich 182 Beschäftigte altersbedingt aus.

Das mag mitunter paradox klingen, weil Thüringen gemessen an der Bevölkerung immer noch mit die meisten Landesbediensteten hat. Auch ist der Personalabbau in den Landesbehörde längst gestoppt. Und nicht zu vergessen sind Beamtenpensionen ein hoher Posten im Landesetat, der stetig steigt.

Aber Beamte als Kostenfaktor zu sehen, wäre falsch. Das jedoch wird häufig erst klar, wenn durch fehlendes Personal und mangelnde
Kontrolle ein Unglück passiert ist.

Der Kampf um die Besten ist in vollem Gang. Wer nicht das Nachsehen haben will, muss in kluge Köpfe investieren.

Beamtenbund will sich für höhere Ausbildungsquote einsetzen